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Bad Grund in Anekdoten, Berichten & Gedichten von Willi WagenerSeite 1 |2 | 3 | 4 | 5| 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 |
Bad Grund, Sport im Ort:
Verbeugung vor einen großen ortsansässigen Verein, dem die Einwohnerschaft
- wie Bergstadt - viel zu verdanken hat!
Als im Jahre 1811 der Turnvater Friedrich Ludwig Jahn in der Berliner Hasenheide den ersten Sportplatz anlegte, wollte er damit ganzen Volksschichten den Weg zu besserer Gesundheit bahnen, das Sprachengut pflegen und das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. Die zündende Maxime schlicht und einfach: „Frisch – Fromm - Fröhlich – Frei -!“ Es war seine Überzeugung, dass wer den Körper stählt auch seine Seele pflegt. Seine charismatische Erscheidung bewirkte eine gewaltige Initial-Zündung.
Der Sport war schlagartig „In“.
Turnen sollte die geistig-sittlichen Kräfte stärken, physische Kräfte mobilisieren. Übungen am Boden, Reck, Barren, Längspferd sollten ihre Freunde finden. Die Obrigkeit wurde hellwach und erließ 1842 per Gesetz das Turn-Schulpflichtfach.
Bis allhier, vor dem 17. Jahrhundert, waren Jagden, Reiten, Fechten, Tanzen – überhaupt körperliche Betätigung dieser Art- nur ein Privileg des Adels.
Erstaunlich früh schwappte die „Neue Welle“ auch nach Bad Grund über. Angehörige der Grube „Hilfe Gottes“ gründeten 1897 den Männerturnverein. Turnen war nicht nur Mode. Turnplätze in freier Natur mussten her. Das hieß in die Hände spucken und Hand anlegen. Auf der „Grünen Tanne“, dem „Eichelberg und Knollen“ erstand Gewünschtes. Und am Wochenende verbündeten sich hier die Turnaktivitäten mit dem Familien-Picknick zum fröhlichen Lagerleben.
Für den Herbst und Winter stellten örtliche Lokalitäten für die Turner Räumlichkeiten bereit; voran das „Deutsche Haus“, „Kurhaus“ (heutiger „Oberharzer Hof“) und „Schützenhaus“ (das wurde abgerissen – als an seiner Statt das Kurhaus II gebaut wurde.)
Natürlich können Turner auch Feste feiern; z.B. „Stiftungsfeste“, das wurden Sternstunden für die Bergstadt, da kam Kind und Kegel, da „wackelte die Wand“. Vorgeführt wurde Schauturnen, Kraftsport-Übungen, Pyramidenbau, Theaterspiel – und dann ging es über zum „Schwofen“: seliges Wiegen im „3/4-Takt“: da hätte Johann Strauß seine Freude gehabt!
Doch auch hier währte der Frieden, die schöne Zeit, nicht ewig: menschliche Unzulänglichkeiten schafften es – wie allzu oft in der Geschichte der Völker – zwei bitterböse Weltkriege vom Zaun zu brechen. Viele Lichter gingen aus....
Nur gut, dass am Ende derlei Auseinandersetzungen sich sofort wieder frische Kräfte fanden für Vereins-Neugründungen. Ja 1920, kurz nach dem 1. Weltkrieg (1914/18) hatte Bad Grund auch seinen Fußballverein, seine „Viktoria“. Der Spielplatz wurde oberhalb des Kelchtales, im Horstkamp, eingerichtet. Neues Sonntagsvergnügen der Einwohnerschaft, denn Radio und Fernsehen standen noch in weiter Ferne. Und die „Rundumparkplätze für Kinderwagen“ waren gebührenfrei.
Der Verteidiger, der die strammsten Oberschenkel hatte, und das Leder am höchsten in die Lüfte donnerte, bekam den meisten Applaus.
1933: Man beschließt einen Turnhallenneubau im Teufelstal in ehrenamtlicher Arbeitsweise.Väter und Söhne wetteifern für gute Buchung im „Stunden-Logbuch“ Schaufeln, Hacken und Schiebekarren liefen sich fast heiß. 1935 wurde das Bauwerk als „August-Sievert-Halle“ eingeweiht.
Nach dem 2. Weltkrieg (1939/45) lebte der Sport im Ort auch wieder schnell auf. Um 1950 das Männerturnen.
Im Teufelstal konnte für Ballspiele die „Glück-Auf-Kampfbahn“ eingeweiht werden. Sensation: Es spielte Peine 48 gegen Schalke 04. (Unvorhergesehener Nebenschauplatz: die unterhalb der B 242 befindliche Steilhangwiese. Ein Fahrer eines großen Reisebusses steuerte auf der oberen Schurfberg-Straßengabelung falsch, rutschte rückwärts ins Tal- Insassen sprangen heraus – kippend legte er sich an einen Lichtmast. Als man anderen Tags den Bus schon bis zur Höhe gezogen hatte, riß das Seil und der Fahrer musste die Prozedur nochmals durchstehen; verletzt wurde niemand.)
Ein Sportereignis der besonderen Art – bei uns im Ort- war der Besuch des Turn-Olympiasiegers Alfred Schwarzmann, Goslar, mit seiner starken Leistungsriege. Schauturnen par exellence. Dennoch mein fachungemäßes Urteil: Die hiesige Männerriege stand mit den Goslarern in Augenhöhe. Beachtlich der kameradschaftliche Umgang miteinander.---
Anstelle der „August-Sievert-Halle“, die den modernen Anforderungen schließlich nicht mehr genügte, baute man eine neue Turnhalle, die 1968 eingeweiht wurde. An der Spitze des Männerturnvereins standen hervorragende Männder wie der Grubensteiger Bernhard Klingebiel, Herr Peter Lüthje, Dipl.-Ing. Kämmerer (Hilfe Gottes). Letzterer ließ ab 1978 das Volkswandern in der Bergstadt lebendig werden. Es wurde von Tausenden begeisterter Teilnehmer angenommen, denn die Streckenführung und Betreuung war erstklassig; der wunderschönen wertvollen Medaillen wegen, die eine Sonderprägung mit Bergbau-Motiven zierte. Dafür lief man gern 20 Kilometer!
Sparte Handball: Gleich nach dem 2. Weltkrieg spielte im Horstkamp eine Feldhandball-Mannschaft allererster Sahne: Bad Grundner und auch ehemalige Oberliga-Spieler, die als Flüchtlinge hier gelandet. Wer gegen diese Elf spielte, musste sich warm anziehen. Motor des Vereins – besonders nach 1968 – war der Mitbegründer Fahrsteiger Ferdinand Thomas. (Der Laute – aber goldrichtige!). Excellente Damen- und Schülermannschaften folgten Ferdis Fährte.
Eine Damen-Gymnastikgruppe, Damen- Seniorengruppe, Herren-Freizeitgruppe, Altherrenabteilung machten von sich reden.
Im Jahre 1982 übernahm der ehemalige Reviersteiger Claus Messerschmidt den Großverein, dem gar nichts Besseres passieren konnte; er ist personifizierte Innovation, weiß Althergebrachtes zu schätzen und achtet jedermann. Der Bericht kann freilich nur ein kleines Fensterchen öffnen in die Räume ihrer Erfolge. Man arbeitet und feiert, hält durch vielerlei Aktivitäten seine Lebens-Balance, verliert nicht den Blick zur Sonne – und ist dem schönsten Gelingen im Leben ganz nahe: Es zu meistern und zu lieben!

Willi Wagener

Bild-Nr. 1 Viktoria 1920 Bad Grund bereit zum Match gegen SV Werder Bremen; Herbst 1970
Bild-Nr. 2 Die Werderaner sind bereit.
Bild-Nr. 3 Die Damenriege des MTV Bad Grund im Festzug 35 Jahre Bergwerkssiedlung Taubenborn, Juni 1988
Bild-Nr. 4 Volkswandern ist „In“, September 1988, Gruppe zwischen Albertturm und der Spinne.

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