Die
Bergstadt erfreute sich bereits um 1900 des regen Zuspruchs einflussreicher,
gut situierter Gäste, die die örtlichen Gegebenheiten liebten.
Blühende Kaiserzeit ermöglichte es: Glückliche Verbindung
mit verheißungsvollen Aussichten: Man lebte!
Brave
Vierbeiner beherrschten das Straßenbild.
Der
Fuhrherr Kippenberg erinnerte mit seinem Unternehmen im mittleren Hübichweg
an einen Marstall; nur waren hier nicht Pferd und Wagen für den Fürstenhof
stationiert: sie mussten hart arbeiten: stramme, belgische Kaltblüter,
sechzehn an der Zahl. Da der Chef vorbildlich, streng und gerecht war,
lief sein Betrieb wie am Schnürchen. |
Das
Wasser für die Tränkbottiche floß kristallklar per kleinen
Wiesenbächlein vom Königsberg zu; die Hanffuttersäcke hingen
in Reihe bereit. Acker- und Wiesenarbeit ward angesteuert, vieltonnnenschwere
Lasten zur Grube „Hülfe Gottes“ die Abgunst hochgezogen, im Hochsommer
der Wasser-Sprengwagen durch den Ort bewegt; |
im
Winter räumte der Schneepflug Bahn. – Allein auf dem Bock, ein wenig
stolz auf sein Gespann, fuhren die meisten Wagen den hohen Bergwäldern
entgegen, auf Straßen, an denen Pferdetränken! Hohlwege – Waldeinsamkeit-
Ruhe- bis sie das Köhler- und Waldarbeiterlager weit, weit draußen
erreicht hatten.
Wohltuende
Vertrautheit zwischen Mensch, Tier und Natur.- Die
Lohngelder für ihre Mannschaft holte die Chefin durch die Ratsgasse,
in der offenen Schürze, von der Königlich-Preußischen-Berginspektion
Grund ab. – |
Die
temperamentvollen, leichten Warmblüter wurden als Reit- und Kutschpferde
verwendet; als Zutiere für die planenüberspannten Omnibusse des
Linienverkehrs zwischen der Bahnstation Gittelde-Grund und dem Kurort;
sie dienten der Hotellerie für deren ein- und zweispännigen Kutschwagen,
sogenannte Landauer mit Klappdeck, die Rundfahrten anboten; ja bis Goslar
war „in“.
Diese
Pferdeart genügte auch den ortsansässigen Schlachtermeistern
für ihren Einkauf im Harzvorland – wie den Molkereiprodukten-Lieferanten
(Lüer, Lepa, Hausdörfer, Schlüter). - Sich anmeldende Motorsierung,
vielerlei Wachstum, kam mit dem 1. Weltkrieg ins Stocken. Deutschland verlor
ihn. Der Kaiser dankte ab. |
Bemerkenswert
für Bad Grund, da doch hier in Ortsmitte das Denkmal für den
1. Reichspräsident Friedrich Ebert steht, sein 1924 vor dem diplomatischen
Korps in Berlin getätigter Ausspruch: „Es ist bei Beginn dieses neuen
Jahres der sehnlichste Wunsch des deutschen Volkes in seinem harten und
duldenden Ringen um sein Leben und seine Zukunft, dass auch ihm bald das
hohe Gut ruhiger Arbeit und friedlichen Lebens im Kreise der Völker
beschieden sei!“ – |
Dann
aber war es soweit: Im Zuge einer positiv-wirtschaftlichen Entwicklung
meldete sich die Autoindustrie mit zahlreichen Modellen zu Wort: Lkw, Omnibusse,
Pkw und Motorräder. Bekanntlich lässt es sich mit weltabgewandter
Seite auch nicht leben. Im Köcher der Zeit steckte schöpferische
Flexibilität – wie Freude am Sein!
So
besaß als einer der Ersten, Willi Pagel, einen von der Hannoverschen
Firma Hanomag hergestellten Kleinwagen! Stärke: 10 PS und ca. 50 km/h.
Wir
Kinder boten alle Kräfte auf, würdig befunden zu werden, diese
„Ikone der Technik“, diese Straßen-„Heroen“ in Gang zu bekommen... |
Was
waren wir stolz, wenn endlich eine Qualmwolke aus dem Auspuff knatterte.
Also: die
vollautomatischen Getriebe, Servo-Lenkung, Klimaautomatik, Glasscheiben,
Karosserien usw. – das „brauchten“ wir nicht.----
Düsse
Karrn wörn schlicht upen. Wie moßten mit ner Planke uwer de
Wandung einsteig’n. Brust rut, denn jetzt draite Willi mit esch Hüppers
ne Runne uppen Schützenplatz (heutige Kurpark).
Allsu met
düsse 8-Zylinder Buchatti, Grand Prix und Le Mans herrn wie no nüscht
amme Haut. Awer, datau herrn wa wat tau seggen! 8 Zylinder herrn wei ümme
Beerdigung-Zoch – vomme Trauerhause gen Kärkhofe chlatt 33 moal uwerbuten.
Förn Buchatti herrn wie in Chrunne nen Ligozzi.
Met n Grand
Prix senn weia vuhrsichtig! Wer wais, opp dat was Anständiges ist?
Und
Le Mans? Den kenne eck jenau. Lehmann wuhne doch bei esch gleich nebenan.
Für den moßte eck ümmer de Mötze ziehn, weil de ümmer
konne sau chaut Chrammophon spieln!- |
Und
mein Lehrmeister, Hermann Hüter, belehrte mich 1938: „Junge, jetzt
schaffen wir mit meiner „200-er-Zündapp, auf der Geraden, glatte 60
km/h. Wenn die mal bei 100 km/h angekommen sind, geht die Welt unter!“
Sie
ging aber nicht unter, und die Eisenbahn-Betriebsgesellschaft Gittelde-Grund
legte sich einen stattlichen Wagenpark zu. |
Ludwig
Ahrend schaffte sich den ersten mondänen Reisebus an. Sein kleines
Unternehmen florierte.- Als nach dem 2. Weltkrieg sich ein Wirtschaftswunder
abzeichnete, belebten sich auch unsere Straßen und Plätze mehr
und mehr mit „schicken Schlitten“. |
Da
staunte auf dem Marktplatz der alte, allseits beliebte Wanderführer
Adolf Hund: „Sau wat, sau wat! Drittan Stücke! (13. Stück)! Autostau!
Minsche, Minsche! Dat mößten se en Hannover in de Cheorgstraße,
bei Kröpke, erlewen, da wörn se platt! Da herrn se seck verführt!“
Weiteres zum
Thema: Un nau, un nau, moket jeck sülvest schlaue!
Stimmet jeck
sülvest better ein!
Eck hewwe
doch ümmer noch nich den Führeschein!
Willi Wagener |