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Bad Grund in Anekdoten, Berichten & Gedichten von Willi WagenerSeite 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16| 17 |
Trari – trara – die Feuerwehr ist da!
Und: „Gott zur Ehr – dem Nächsten zur Wehr“
Und wann war das der Fall? Wenn die Feuerglocke im Turm läutete, Hornisten durch den Ort radelten und ihre Signale bliesen; der Schrei: Es brennt! Von Haus zu Haus lief. Friedrich von Schiller traf in seinem: Das Lied von der Glocke die Situation, mit der die Menschen immer wieder konfrontiert wurden.
Zum 100-jährigen Feuerwehr-Jubiläumstag hatte sich auf dem Markt ein Feuer selbst entfacht.
Und er hatte doch so recht, wenn er schrieb: Wohltätig ist des Feuers Macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht, und was er bildet, was er schafft, das dankt er dieser Himmelskraft. Doch furchtbar wird die Himmelskraft, wenn sie der Fessel sich entrafft, einhertritt auf der eignen Spur die freie Tochter der Natur. Wehe, wenn sie losgelassen wachsend ohne Widerstand. Ja, wenn kein Widerstand geleistet wird, der Mensch vor der Götterstärke nur zurückweicht, muss er zusehen, wie seine Werke untergehn. Dann hilft des Hauses Festigkeit und Pracht gar nichts. Wenn es auch zutrifft, dass mit des Geschickes Mächten kein ewger Bund zu flechten ist, so liegen doch schlimme Ursachen oft im ganz Banalen.
Ein 2 PS-Antriebsgespann brachte die Spritze und Wehr heran Brandgefahr in früheren Zeiten waren bedingt durch die Holzbauweisen, hölzerne Innenausstattung, mangelhafte Feuerstellen und Rauchabzüge, fehlende Blitzschutzanlagen, offenes Geleucht, Heulagerung auf Böden. Und das traf Anwesen der Ärmsten wie die im wertvollsten Schmuck prangenden Schlösser. Es war nicht für die Ewigkeit gebaut. Auch konnte der bravste Nachtwächter nicht zu jeder Wachzeit überall sein. Und dann passierte es: im Höllen-Szenario gingen Straßenzeilen ab, wurden Städte in Schutt und Asche gelegt. Auch bei uns hier? Freilich!
Ein paar beredte, traurige Beispiele. Eine Feuersbrunst äscherte 1672 Zellerfeld ein und 465 Häuser waren futsch. Clausthal traf 1725 das gleiche Schicksal und ebnete 391 Häuser ein. Im Jahre 1737 war Zellerfeld erneut dran; die Folge 192 Häuser ein Raub der Flammen.
Die Bergstadt St. Andreasberg ging 1796 in einem Flammenmeer vollständig unter. 1844 wieder eine Hiobsbotschaft aus Clausthal: 213 Häuser weg. Wer vermag da das grenzenlose Leid der Einwohner zu begreifen? Gewiss: Hilfe Verwandter, aus Nachbarorten, gab es. Die Herzöge aus Braunschweig standen da nicht im Abseits. –
Und irgendwie ging es wieder weiter – musste es weitergehen. Deutschland gewann den Krieg gegen Frankreich von 1870/71. Der Traum vom Kaiserreich war wahrgeworden. Ebenso wie alle Staaten sich damals bemühten, Großmächte darzustellen, Kolonialreiche zu erwerben, Kriegs- und Handelsflotten auf Weltmeere zu entsenden, so zog das Kaiserreich nach. Und die bunten, schneidigen Uniformen zogen.
Die Dynamik der Industrialisierung sprengte Grenzen. Ganz klar, wenn der Kaiser auf den Briefkopf setzte: Wir, von Gottes Gnaden, dass er himmelhoch verehrt wurde; zumal sein Eiserner Kanzler, Fürst Otto von Bismarck, das Staatsschiff gut steuerte und als ehrlicher Makler im Streit fremder Mächte – um Schlichtung sich bemühend – eine gute Figur machte; seine Sozialgesetzgebung war in der Welt beispiellos. –
Zur Ehrenrettung eines anderen Monarchen, der um 1760 hier das Sagen hatte, sei erwähnt, wie er der Not durch Feuer zu begegnen gedachte:
Wir, Georg der Andere, von Gottes Gnaden, König von Großbritannien, Frankreich und Irland, Beschützer des Glaubens, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, des Heiligen Römischen Reiches Erzschatzmeister und Kurfürst, ordnen an, dass in Notregionen die Feuerordnung zu verbessern sei. Im Notfalle ist jeder Bürger gehalten, hilfreich Hand anzulegen. Er ist verpflichtet, mit Feuer und Licht vorsichtig umzugehen. Im Falle eines Brandes durch Fahrlässigkeit kann eine Zuchthausstrafe verhängt werden. Ja, es gab eine Anweisung über den richtigen Umgang mit der Tabakpfeife. – Jetzt kamen dem Feuerlöschwesen wertvolle Erfindungen zugute: z.B. die Wasserspritze, mit deren Hilfe Dachstuhlbrände bekämpft werden konnten. Neue Steigleitern konnten bis in eine Höhe von 12 m ineinander gehakt werden.
Wollte man also löschen, retten, bergen und schützen, mussten Kräfte her, die damit den Einsatz ausführten! Männer einer Freiwilligen Feuerwehr. Und die fanden sich. Gern gesehen die flotten Jungs der Sportvereine. Der Bad Grundner Wehr schlug 1905 die Geburtsstunde. – Wir Alten von heute kannten die Wehrgründer noch persönlich. Während eines Besuchs beim Großonkel zeigte er mir stolz den Schemel vor dem Ehebett: fein säuberlich aufgeschlichtet die Uniform, das Koppelzeug mit Beil und Leine und die Krönung – eben – der Helm.
Spritzenarm hoch – Spritzenarm nieder – es klappt, es klappt, das Wasser kommt wieder. Nun ist der „Tag der offenen Tür“ keine Erfindung der Neuzeit. Den bauten schon seinerzeit Feuerwehr-Gründer ein – und es war ein willkommenes Ortsereignis, Besuch eine Ehrensache. Natürlich durften wir Jungen da nicht fehlen. Wir durften aus dem oberen Turmfenster des Spritzenhauses durch einen Rettungsschlauch hinabrutschen und aus dem Fenster darunter in ein Sprungtuch springen. Eine Gaudi.
So etwa um 1928, ich hatte glatte vier Jahre auf dem Buckel, brannte das Hotel „Deutsches Haus“, Anwesen des langjährigen Feuerwehr-Hauptmanns Albert Gärtner. Den genauen Alarm-Ablauf habe ich noch vor Augen. Mein Vater stellte mich am Eingang zum Sonnenbad ab und er reihte sich in die Kette der Wassereimer-Träger gegenüber am Schlinkerbrink ein. Ausgerollte Schläuche gaben auch Wasser ab. Dennoch erschien alles – als lache das in die Höhe schlagende Flammenmeer – sich des totalen Sieges sicher.
Schon ist der Ortsgendarm auch da und regelt alles wunderbar. Der „Tag der offenen Tür“ wird heute seitens der Wehr schöner gestaltet. Da spielen herzerfrischend die Taubenborner auf; da gibt es Würstchen, Steak und Bier; ist Kaffee und selbstgebackener Kuchen für Leckermäuler. (Ich glaube, da würde auch der „Schorschi“ – Georg von Großbritannien – an der Spritzenhaustafel mit „reinhauen“!?) Na – und?

Willi Wagener

Foto Nr. 1: Zum 100-jährigen Feuerwehr-Jubiläumstag hatte sich auf dem Markt ein Feuer selbst entfacht.
Foto Nr. 2: Ein 2 PS-Antriebsgespann brachte die Spritze und Wehr heran
Foto Nr. 3: Spritzenarm hoch – Spritzenarm nieder – es klappt, es klappt, das Wasser kommt wieder.
Foto Nr. 4: Schon ist der Ortsgendarm auch da und regelt alles wunderbar.
100 Jahre Freiwillige Feuerwehr – allerhand –
und dazu gab’s auf dem Marktplatz einen Jubiläumsbrand (3. Sept. 1995)
Alarm, Alarm, ruft die Glocke vom Turm –
Feuer, Feuer, unseliger Sturm –
Schon radeln Hornisten durch die Stadt –
Es brennt, es brennt, werdet wach!
Im Anziehen rennt alles die Straße hinauf
und erreicht fast im Flug das Spritzenhaus.
Ein Einsatz kommt nicht ungewohnt,
die Handantriebsspritze wartet schon.
Pferde werden vorgeschirrt,
ein Pfeifton: Jetzt wird abgeschwirrt!
Man kommt am Marktplatz an,
Schläuche werden ausgerollt,
und das Feuer knistert – brennt wie toll!
Starke Arme immer wieder
bedienen das Pumpwerk auf und nieder
und weil’s geschieht unverdrossen
kommt das Löschwasser angeschossen.
Chern hern wai dorbaie taujeschauß,
do moket de dat Feier auf. –
Ümmahenn et was demmonstrieart,
wai dat moal leif – wenne wat basiert!

Willi Wagener


Fotos: W. Wagener
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