Trari
– trara – die Feuerwehr ist da!
Und:
„Gott zur Ehr – dem Nächsten zur Wehr“
Und
wann war das der Fall? Wenn die Feuerglocke im Turm läutete, Hornisten
durch den Ort radelten und ihre Signale bliesen; der Schrei: Es brennt!
Von Haus zu Haus lief. Friedrich von Schiller traf in seinem: Das Lied
von der Glocke die Situation, mit der die Menschen immer wieder konfrontiert
wurden.
Und er hatte
doch so recht, wenn er schrieb: Wohltätig ist des Feuers Macht, wenn
sie der Mensch bezähmt, bewacht, und was er bildet, was er schafft,
das dankt er dieser Himmelskraft. Doch furchtbar wird die Himmelskraft,
wenn sie der Fessel sich entrafft, einhertritt auf der eignen Spur die
freie Tochter der Natur. Wehe, wenn sie losgelassen wachsend ohne Widerstand.
Ja, wenn kein Widerstand geleistet wird, der Mensch vor der Götterstärke
nur zurückweicht, muss er zusehen, wie seine Werke untergehn. Dann
hilft des Hauses Festigkeit und Pracht gar nichts. Wenn es auch zutrifft,
dass mit des Geschickes Mächten kein ewger Bund zu flechten ist, so
liegen doch schlimme Ursachen oft im ganz Banalen.
Brandgefahr in früheren Zeiten waren bedingt durch die Holzbauweisen,
hölzerne Innenausstattung, mangelhafte Feuerstellen und Rauchabzüge,
fehlende Blitzschutzanlagen, offenes Geleucht, Heulagerung auf Böden.
Und das traf Anwesen der Ärmsten wie die im wertvollsten Schmuck prangenden
Schlösser. Es war nicht für die Ewigkeit gebaut. Auch konnte
der bravste Nachtwächter nicht zu jeder Wachzeit überall sein.
Und dann passierte es: im Höllen-Szenario gingen Straßenzeilen
ab, wurden Städte in Schutt und Asche gelegt. Auch bei uns hier? Freilich!
Ein
paar beredte, traurige Beispiele. Eine Feuersbrunst äscherte 1672
Zellerfeld ein und 465 Häuser waren futsch. Clausthal traf 1725 das
gleiche Schicksal und ebnete 391 Häuser ein. Im Jahre 1737 war Zellerfeld
erneut dran; die Folge 192 Häuser ein Raub der Flammen.
Die Bergstadt
St. Andreasberg ging 1796 in einem Flammenmeer vollständig unter.
1844 wieder eine Hiobsbotschaft aus Clausthal: 213 Häuser weg. Wer
vermag da das grenzenlose Leid der Einwohner zu begreifen? Gewiss: Hilfe
Verwandter, aus Nachbarorten, gab es. Die Herzöge aus Braunschweig
standen da nicht im Abseits. –
Und irgendwie
ging es wieder weiter – musste es weitergehen. Deutschland gewann den Krieg
gegen Frankreich von 1870/71. Der Traum vom Kaiserreich war wahrgeworden.
Ebenso wie alle Staaten sich damals bemühten, Großmächte
darzustellen, Kolonialreiche zu erwerben, Kriegs- und Handelsflotten auf
Weltmeere zu entsenden, so zog das Kaiserreich nach. Und die bunten, schneidigen
Uniformen zogen.
Die
Dynamik der Industrialisierung sprengte Grenzen. Ganz klar, wenn der Kaiser
auf den Briefkopf setzte: Wir, von Gottes Gnaden, dass er himmelhoch verehrt
wurde; zumal sein Eiserner Kanzler, Fürst Otto von Bismarck, das Staatsschiff
gut steuerte und als ehrlicher Makler im Streit fremder Mächte – um
Schlichtung sich bemühend – eine gute Figur machte; seine Sozialgesetzgebung
war in der Welt beispiellos. – |
Zur
Ehrenrettung eines anderen Monarchen, der um 1760 hier das Sagen hatte,
sei erwähnt, wie er der Not durch Feuer zu begegnen gedachte:
Wir, Georg
der Andere, von Gottes Gnaden, König von Großbritannien, Frankreich
und Irland, Beschützer des Glaubens, Herzog von Braunschweig und Lüneburg,
des Heiligen Römischen Reiches Erzschatzmeister und Kurfürst,
ordnen an, dass in Notregionen die Feuerordnung zu verbessern sei. Im Notfalle
ist jeder Bürger gehalten, hilfreich Hand anzulegen. Er ist verpflichtet,
mit Feuer und Licht vorsichtig umzugehen. Im Falle eines Brandes durch
Fahrlässigkeit kann eine Zuchthausstrafe verhängt werden. Ja,
es gab eine Anweisung über den richtigen Umgang mit der Tabakpfeife.
– Jetzt kamen dem Feuerlöschwesen wertvolle Erfindungen zugute: z.B.
die Wasserspritze, mit deren Hilfe Dachstuhlbrände bekämpft werden
konnten. Neue Steigleitern konnten bis in eine Höhe von 12 m ineinander
gehakt werden.
Wollte
man also löschen, retten, bergen und schützen, mussten Kräfte
her, die damit den Einsatz ausführten! Männer einer Freiwilligen
Feuerwehr. Und die fanden sich. Gern gesehen die flotten Jungs der Sportvereine.
Der Bad Grundner Wehr schlug 1905 die Geburtsstunde. – Wir Alten von heute
kannten die Wehrgründer noch persönlich. Während eines Besuchs
beim Großonkel zeigte er mir stolz den Schemel vor dem Ehebett: fein
säuberlich aufgeschlichtet die Uniform, das Koppelzeug mit Beil und
Leine und die Krönung – eben – der Helm.
Nun ist der „Tag der offenen Tür“ keine Erfindung der
Neuzeit. Den bauten schon seinerzeit Feuerwehr-Gründer ein – und es
war ein willkommenes Ortsereignis, Besuch eine Ehrensache. Natürlich
durften wir Jungen da nicht fehlen. Wir durften aus dem oberen Turmfenster
des Spritzenhauses durch einen Rettungsschlauch hinabrutschen und aus dem
Fenster darunter in ein Sprungtuch springen. Eine Gaudi.
So etwa um
1928, ich hatte glatte vier Jahre auf dem Buckel, brannte das Hotel „Deutsches
Haus“, Anwesen des langjährigen Feuerwehr-Hauptmanns Albert Gärtner.
Den genauen Alarm-Ablauf habe ich noch vor Augen. Mein Vater stellte mich
am Eingang zum Sonnenbad ab und er reihte sich in die Kette der Wassereimer-Träger
gegenüber am Schlinkerbrink ein. Ausgerollte Schläuche gaben
auch Wasser ab. Dennoch erschien alles – als lache das in die Höhe
schlagende Flammenmeer – sich des totalen Sieges sicher.
Der „Tag der offenen Tür“ wird heute seitens der Wehr
schöner gestaltet. Da spielen herzerfrischend die Taubenborner auf;
da gibt es Würstchen, Steak und Bier; ist Kaffee und selbstgebackener
Kuchen für Leckermäuler. (Ich glaube, da würde auch der
„Schorschi“ – Georg von Großbritannien – an der Spritzenhaustafel
mit „reinhauen“!?) Na – und?
Willi
Wagener |
Foto
Nr. 1: Zum 100-jährigen Feuerwehr-Jubiläumstag hatte sich auf
dem Markt ein Feuer selbst entfacht.
Foto Nr. 2:
Ein 2 PS-Antriebsgespann brachte die Spritze und Wehr heran
Foto Nr. 3:
Spritzenarm hoch – Spritzenarm nieder – es klappt, es klappt, das Wasser
kommt wieder.
Foto Nr. 4:
Schon ist der Ortsgendarm auch da und regelt alles wunderbar. |
100
Jahre Freiwillige Feuerwehr – allerhand –
und
dazu gab’s auf dem Marktplatz einen Jubiläumsbrand (3. Sept. 1995)
Alarm,
Alarm, ruft die Glocke vom Turm –
Feuer,
Feuer, unseliger Sturm –
Schon radeln
Hornisten durch die Stadt –
Es brennt,
es brennt, werdet wach!
Im Anziehen
rennt alles die Straße hinauf
und erreicht
fast im Flug das Spritzenhaus.
Ein Einsatz
kommt nicht ungewohnt,
die Handantriebsspritze
wartet schon.
Pferde
werden vorgeschirrt,
ein Pfeifton:
Jetzt wird abgeschwirrt!
Man kommt
am Marktplatz an,
Schläuche
werden ausgerollt,
und das
Feuer knistert – brennt wie toll!
Starke
Arme immer wieder
bedienen
das Pumpwerk auf und nieder
und weil’s
geschieht unverdrossen
kommt das
Löschwasser angeschossen.
Chern hern
wai dorbaie taujeschauß,
do moket
de dat Feier auf. –
Ümmahenn
et was demmonstrieart,
wai dat
moal leif – wenne wat basiert!
Willi Wagener |
Fotos:
W. Wagener
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