Unsere
Teiche: vom Bergbau geschaffen -
Unsere
Quellen: ein Geschenk der Natur.
Perlen
in der Landschaft - Orte der Erfrischung.
Wasser
erzeugt Leben, Wasser ist Leben!
Von
ihm geht allerorten eine Faszination aus -sowohl für klein als auch
für groß. Auch wir als Kinder spürten diese. Die Bäche
und Quellen gehörten in den Spiel- und Phantasiebereich glücklicher
Betrachtungswelten. Zwar gehörte familiäre Mitarbeit zu unserem
Pflichtenkreis, doch zum Spielen reichte die Zeit noch alleweil! Ohnehin
lief dieselbe damals in allem viel, viel langsamer. Und Uhren besaßen
wir sowieso nicht, die gab es vielleicht zur Konfirmation - als Patengeschenk.
Zwar nahmen wir auch noch nicht den ganzen Zauber der Landschaft wahr,
aber die schützende Zuwendung der Wärme der Heimat, des Zuhauses.
In
jedem unserer fünf Grundner Täler führte offen verlaufendes,
den Talgrund einschneidendes Fließgewässer, mit schwankender
Wasserführung - Niederschlagsmengen oder das der austretenden Quellen
- zu Tal.
Der
die Clausthaler Straße als Bachbett benutzender Strom kam vom Taternplatz,
der Wiemannsbuchter-Kappe und der Pferdetränke; durch die Bergstraße
hatte der Teufelstaler Bach - unterhalb des Schweinebratens und Spitzigen
Berges beginnend- seinen Lauf; im Hübichweg floß Wasser von
Violenberg und Iberg; das Kelchtal hatte seinen Königsbach, der entspringt
oberhalb der Horizontalweg-Wassertretstelle, Laubhütte gab sich mit
dem Eichelbach zufrieden, der seine Wasser vom Kalten Born und Eichelberg-Flanken
bezog. Alle Bäche nahm der Schlungwasserweg auf und leitete sie nach
Windhausen ab. Während des Ortsdurchlaufs versorgten die Wasserläufe
Pumpen und Brunnen mit dem nötigen Naß. In die Wohnungen wurde
es per Eimer getragen.
Als
Gegenleistung für den freien „Bergstadt-Bachbett-Durchlauf“ mussten
die Wasser so nebenbei die Ober-, Mittel, Wiesen- und Laubhütten-Mühle
betreiben....
Die
Quellen-Erkundung war Ehrensache; so die unweit des Gewitterplatzes gelegene
„Kalte Born-Quelle“ und der „Kasperbrunnnen“. (Als wir während eines
Schulklassen -Ausflugs an letzterem rasteten, erzählte uns Knirpsen
Lehrer Harenberg das Märchen von „Brüderchen und Schwesterchen“:
Der Bub ward zu einem Rehlein, war durch die Quelle verzaubert; und er
wisse nicht, ob es sich um diesen handelte. Das konnte ich leider auch
nicht in Erfahrung bringen! Vom wunderschön gemauerten „Sinrams-Brunnen“
zwischen Iberg- und Winterberghöhe gelegen, holte der „Alte Auerhahn“,
der Turmwirt vom „Albertturm“ Berthold Lothwesen, sein Wasser per Bernadiner-Hundegespann.
Die „Pandelbach-Quelle“ gluckerte etwas versteckt unterhalb des Forststraßenkontenpunktes
Keller; die Griesebach-Quelle befindet sich im Großen Buchbergbereich.
Die
„Kayser-Quelle“ liegt am Horizontalweg unweit der Wassertretstelle, die
„Taubenborn-Quelle“ im dortigen 1953 erschlossenen Siedlungsbereich der
Bergmannssiedlung. Eine Quelle am Fuße des Violenberges lieferte
dem Iberger Kaffeehaus das Wasser - per Pferdegespann -
Ob
es sich hier um einen Felsquell aus anstehendem Gestein handelte oder um
Wasser aus stauenden Hangschichten - wir liebten jede Quelle, für
uns Augenweiden und Erfrischungsborne. |
Damals
vor 70/80 Jahren, befanden wir uns im regelmäßigen Ablauf der
klassischen Jahreszeiten; es stimmte alles im Haushalt der Natur - auch
die Aussage des 65. Psalms, V. 10: „Gottes Brünnlein hat Wassers die
Fülle!“
Auch
unsere Teiche hätten nicht minder Anziehungskraft: Am Teufelstal-Eingang
lag der Mühlenteich: Er lieferte das Wasser für die Obermühle,
diente als Fischteich, als Eisblock-Lieferant für sommerliche Getränkekühlung
der Hotelleria und uns Kindern als Eislauf-Stadion.
Der
am Teufelstalende gelegene Kesselteich, einstmals für Iberger-Eisenerz-Wäsche
in Betrieb, war längst versandet und versumpft. Er erfreute noch mit
einem leuchtenden gelben Sumpfdotterblumen-Feld und diente uns Jungen für
Sumpfgas-Zündeln: 5 bis 10 cm hohe bläuliche Stichflämmchen.
Die
beiden Hahnebalzer-Teiche, der kleine wie der große, bezogen ihr
Wasser aus Quellbereichen des Forstreviers Hahnebalz. Hier hatten wir unserem
Spaß und nahmen dafür gern einen Marsch von 2 bis 3 Stunden
in Kauf. Stets bauten wir uns Flöße, fühlten uns auf ihnen
wie Kapitäne. Allerdings im Jahre 1947 wurde hier aus Spaß bitterer
Ernst. Wir, von der Heimatgruppe Harzer Roller Bad Grund , zelteten über
ein Wochenende auf der Dammkrone des großen Teiches! Plötzlich,
sonntags, ein Schrei von einer seitlich zeltenden Hamburger Gruppe: „Hallo!
Hilfe! Beim Floß ist einer untergegangen!“ -Sofort sprang ich ins
Wasser. Mein Schwimmern miserabel, vom Rettungsschwimmen keine Ahnung,
im Tauchen gut! Das Wasser hatte Trübe. Da - vor mir senkrecht zappelnd-
eine Gestalt. Auftauchen - Luftholen - Überlegen: das Paddel! Damit
wieder getaucht, dem Zappelnden das Holz gegen die Brust gestoßen,
der packt zu, ich konnte ihn zum Floß bringen. Wir legten ihn mit
dem Kopf nach unten auf die Böschungsschräge - Wasser lief aus
seinem Mund - nach 10 Minuten schlug er die Augen auf: Gerettet war Friedrich
Stolze aus Bad Grund, Alter 18 Jahre, er gehörte nicht zu unserer
Gruppe!
Die
Klärteiche und Absetzbecken der Gruße Hilfe Gottes, westlich
des Knollen gelegen, erregten kein sonderliches Allgemeininteresse; wohl
der Todtemannsteich, vor der Taubenborn-Quelle gelegen. Hier wuchs 1953
die Bergmannssiedlung Taubenborn heran und entwickelte sich zu einem Schmuckstück
der Bergstadt selbst. Der Teich ward zu einem Refugium der Angler-Interessengemeinschaft,
sein Wintereis ein Schlittschuh-Paradies.
Hervorzuheben sind
die klaren Wasserspiegelungen. In hellen Nächten, wenn vom sternenübersähten
Himmel der Vollmond Welten verzaubert, erscheint er ein zweites Mal; ebenso
die Häuserzeilen oder der Waldbestand: allerdings auf dem Kopf gestellt.
Gestochen scharf bleibt dieses Bild auch tagsüber im Sonnenlicht.
Wenn aber das ganze Szenario im verklärenden Licht der schlafengehenden
Sonne sich stellt, wir alles zur Andacht; auch in der Andacht liegt Geborgenheit
und Freude; ein Großteil unserer Stärke!
Willi Wagener |
Fotos:
Links
oben Baudenkmal Unterer Hahnebalzer Teich. Heute eine Bereicherung der
Harzer Erholungslandschaft: Eine Bilderbuch-Waldweiher 500 m ü.M.
gelegen; Inhalt 52.000 cbm, Fläche 1,6 ha, Dammhöhe 9,3 m; Bauzeit
1676/86.
Darunter:
Die heute überbaute, einstige Taubenborn-Quelle, Namensgeber der Siedlung
Taubenborn; aufgenommen 1952, ein Jahr vor Baubeginn.
Einstige
Erfrischungs-Bezugsstelle für die im Horstkamp Feldarbeit Leistenden.
Rechts
oben: Der Sinramsbrunnen, von ihm bezog der Iberger Albertturm sein Wasser
- er verriet Rastenden Waldgeheimnis.
Rechts
unten: Der Kasperborn-Quell; 570 m ü. NN - er soll märchen-verzaubert
sein: Wer weiß? |
Dasselbe
nochmal!...
Arbeitsplatz:
Der Füllort 12. Sohle, Westschacht.
Zwei
Betriebselektriker überholen turnusmäßig die Signalanlagen
und das Telefonnetz. Heinz Ude und ich.
Während
der Frischluft einziehende Achenbachschacht trocken bleibt, schüttet
es am Grubenwetter abziehenden Westschacht -verstärkt durch einen
Großventilator -immer wie aus Kübeln: Wir haben Gerätschaften
die Signalanlagen betriebsbereit zu halten.
De
Heinze herre Feinmechaniker gelehrt, eck Strippenzeijer. Eck konne rauhig
moal ne Auer kapottmaken, he konne se weller reparieren. (Der Heinz hatte
Feinmechaniker gelernt, ich Elektriker. Ich konnte ruhig einmal eine Uhr
kaputtmachen, er konnte sie wieder reparieren.) Wie vastannen esch! (Wir
verstanden uns!) Dor kam metten inner Arbt n Anraup. (Da kam mitten in
der Arbeit ein Anruf!) Heinze sächt: Melde deck! (Heinz sagt: Melde
dich!) Dat ching sau: (Das ging so) „Hier ist der königlich-preußische
Bergwerks-Betriebselektriker für Stark- und Schwachstromanlagen, Telefon-
und Signalgebung, Lokomotiven und Motoren, für Über- und Untertage,
Wagener!“ Gegenseite: „Salau“ und ein Lachen.
Ich
„O, Herr Direktor, entschuldigen Sie, es sollte ein Spaß sein!“ Dr.
Salau: „Der saß! Bitte dasselbe noch einmal !» Das geschah.
Danach erhielten wir einen Auftrag vom Bergwerksdirektor. Das mag gut 45
Jahre her sein, wenn wir beiden, Heinz und ich, uns heute im Ort treffen,
lachen wir noch genau so wie damals im „Glückauf-Leben!“
Willi
Wagener |
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