Wir
liebten die Heimat, die Täler,
uns’rer
Berge luftige Höhn,
wir schritten
durch wogende Felder,
haben viel
Schönes gesehn.
Gern verschenkten
wir Freude,
die reflektierte
stehst zurück,
so gewannen
wir neue Freunde,
und dies
nennt man Glück!
Wir brachten
uns ein auf Feiern,
froher
Klang – welche Lust –.
Getragen
von der Andern Begeistern
War so
leicht und frei die Brust.
Dichter-
und Komponisten-Anliegen,
wir schmetterten
es hinaus –
im schönsten
Jubilieren
ward nur
nach vorn geschaut.
Kurz
vor und während der letzten Kaiserzeit (1871-1918) gab es eine epochale
kulturgeschichtliche Entwicklung im Reich. Aus den unterschiedlichsten
Beweggründen schossen die Vereine wie Pilze aus dem Boden, so erfolgte
im Jahre 1862 auch die Gründung des Deutschen Sängerbundes mit
seinem Sitz in Köln. Parallel dazu bildeten sich reine Arbeiter-Gesangvereine
und diese Entwicklung lief glücklicherweise nicht am Vorharz oder
Oberharz vorbei. – Auch nicht an unserer Bergstadt; was Wunder bei dem
sangesfreudigen Völkchen. Bei uns in Bad Grund wurde der Männergesangverein
„Glückauf“ aus der Taufe gehoben und der Bruderverein „Hercynia“.
Der
Lehrer Richard Blume übernahm die Glückaufer, Konrektor Ernst
Schacht die Herzcynen. Die rege Vereinstätigkeit wurde leider von
zwei Weltkriegen unterbrochen. Herrschte wieder Frieden, ward wieder gesungen.Ja,
nach dem 2. Weltkrieg schlossen sich den beiden Männergesangvereinen
je ein guter Frauenchor an: wir hatten zwei leistungsstarke Gemischte Chöre
im Ort. Beide Kreise zeichneten sich durch Lebendigkeit, Vitalität
un dauch durch Beseelheit aus. Zum Beispiel während vereinsinterner
Konzerte, während der Mitwirkung an weltlichen oder sakralen Feiern,
bei Jubiläen und Heimatabenden der Kurverwaltung. Die Herzynen unterhielten
zudem eine treffliche Theater-Laienspielschar, die Glückaufer den
jugendlichen Spaßchor „Knorrige Eiche“. Die Jahres-Abrechnungsvergnügen
waren Feste für die ganze Einwohnerschaft. Das waren Porträts
der guten Laune, gespickt mit Persiflagen auf alles Mögliche. Was
schlummern doch in Menschen für Talente; mein lieber Herr .Gesangverein....
Und während der feucht-fröhlichen Himmelfahrts-Vatertagstouren
über Schönhofsblick, Wiemannsbucht, Taternplatz, Iberger Albertturm
wurde aus unserem schönen Harz das „Land des Lächelns“!
Unterschwellig
beflügelte der Spruch: „Der Herrgott achtet mich, wenn ich arbeite
- aber ER liebt mich, wenn ich singe!“ |
Und
wie sich alles eben im Leben doch noch einränkt, erfuhren die Glückauer
im Jahre 1962: just in dem Monent, als sie ohne Chorleiter, zog der greise
– doch sehr vitale – Komponist, Musikdozent und Landeschormeister Wilhelm
Bein aus der Landeshauptstadt Hannover nach Bad Grund und konnte als Dirigent
gewonnen werden. Besagte Größe hatte bereits im Jahre 1913 mit
seinem Döhrener Männerchor in St. Andreasberg das Kaiserpreissingen
gewonnen. Ganz klar: Disziplin wurde angemahnt; Repertoire, Leistung und
Niveau zogen an. Auch ich wurde jetzt Sänger und lief ein in eine
wunderschöne Zeit; verstand alsbald Marie von Ebner-Eschenbachs Vers:
„Ein kleines Lied, wie geht’s nur an, dass man so lieb es haben kann, was
liegt daran? Erzähle! Es liegt darin ein wenig Klang, ein wenig Wohllaut
und Gesang – und eine ganze Seele!“
Wir
stellten uns Großkonzerten im Prunksaal des Oberharzes, im Hotel
Römer, mit Streichorchester und Klangsolisten – wir füllten den
Saal des Hotels „Der Oberharzer“ – wie das Kirchenschiff der St. Antoniuskirche.
Besucherschnitt: 450 Personen. Wir unterhielten gute Beziehungen im Sängerkreis
Clausthal-Zellerfeld wie Osterode; wir freundeten uns an mit dem Lehrer-Gesangverein
Berlin, dem Silcherbund Hannover (damals 250 aktive Sänger), mit der
Liedertafel Treue, Hamburg-Finkenwerder. Dann kam der Tag, an dem Wilhelm
Bein abtrat – wieder kam uns in der Person des Komponisten und Sängers
Rudolf Stemmler, Wildemann, eine begnadete Kraft zu Hilfe. Sein interpretiertes
Soli „La Monta nara » oder « Sist Feieroamt », wird uns
begleiten, solange wir leben!
Mit
Stemmlers Wildemänner Männerchor vereint: 110 aktive Vollblutsänger,
fuhren wir gen Hamburg zur Schallplatten-Aufnahme und die Toningenieure
des Norddeutschen Rundfunks wollten nicht glauben, dass es sich um einen
lupenreinen Laienchor handelte....! Im anschließenden Konzert in
der Offiziersschule des Heeres Hamburg-Wandsbeck bekamen nicht wenige feuchte
Augen. Ein Stabsoffnizier sagte mir: „ So etwas Schönes habe ich noch
nicht erlebt!“
Was
ist geblieben? Das Schicksal setzte den Hobel an: Wandel der Zeit. Die
Ältesten meldeten sich ab für „den Höheren Chor“; der Nachwuchs
blieb aus. Nicht mehr stimmfähig, trotz Chorzusammenlegung: Aus, Aus,
Aus! –
Nun
hat man ja gehört, dass – wenn mal Dunkelfelder am Firmament – man
mal still bleiben sollte, weil der Wind sie ja wieder davon trägt;
auch, dass für alle die glaubend hoffen: Am Himmel Ohren offen!“ Schließen
wir uns an! Ich schaue mir immer wieder mein altes Liederbuch an, zusammengestellt
und herausgegeben von unserem einstigen Sangesvater Wilhelm Bein, der greise
Herr selbst zeichnete auf die erste Innenseite des Buches ein Notengebilde
mit unterlegtem Begleittest: „Kennt ihr den Weg zu lichten Höhn? Wer
fröhlich singt, weiß ihn zu gehen!“ 21. Mai 1962: Seinem Sangesfreunde
(mein Name) zum freundlichen Gedenken an Wilhelm Bein.
Willi
Wagener |