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Bad Grund in Anekdoten, Berichten & Gedichten von Willi WagenerSeite 1 |2 | 3 | 4 | 5| 6 | 7| 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13| 14 | 15 | 16 | 17 |
.Immer wenn die Hillebille*) klingt...
Da lieg ich nun des Nachts im Wald,
von Fern des Glöckleins Gruß erschallt -
der Ton ist zart und klingt so süß-
wie einst der Mutter Abendlied!
Waldarbeiterwohnung in der Elisabethstrasse. Es ist Montagfrüh 4.00 Uhr. In den Räumlichkeiten steht der schöne Geruch von Harz Borke und Feuerstellenrauch an. Anna weckt ihren Ernst. Man trinkt gemeinsam Kaffee. Beide verstauen im Rucksack Verpflegung, die für den Mann bis zur Heimkehr am Sonnabend ausreichen muss: Kartoffeln, Brot, zwei Büchsen Wurst, 1 Pfund Rindertalg, Kaffeemehl, Pfeife und Tabak. Noch ein Gang ins Kinderzimmer, streicheln der kleinen Engel, Anlegen der Wetterkluft, Schultern des Rucksacks und der frischgeschärften Säge und Axt, ein Drücken und Kuss der Anna, kühle Dunkelheit nimmt ihn auf. Am Aufgang zum Eichelberg vernimmt man vier mal: „Moing“ Ernst, Wilhelm, Albert und Richard - treten ihren vertrauten Marsch an. Erste Vögel geben Laut. Aus diffusem Licht nehmen drunten im Ort Häuserzeilen Konturen an. Oben auf der Höhe, für sie nichts Neues, wartet wie ein Standbild auf sie der Forstmeister. Schmuck steht ihm die Waidmannskleidung, fesch der Hut: Ein Modell für Maler oder Fotographen. Die Büchse, ein Drilling, ist geschultert. Zu seinen Füßen kauert der Jagdhund, schweißlesevertraut.
Sie alle kennen sich gut. Es gab viel Verbindendes. Oft frühstückten sie auf dem Stamm frisch geschlagener Baumriesen in trauter Runde; sorgten sich um rechte Standorte für ihren Waldbau; ergänzten sich während der Treibjagd - und meisterten im Schulterschluß - mit der Polizei- brenzliche Situationen im Atemhauch der Wilddiebe.
Weiter ging der Drei-Stundenmarsch gen Köhlerrevier. Der Einschnitt des Eichelbachtales grüßte herauf; wie Spielzeugidylle muteten die Dörfchen des Harzvorlandes an. Schöne Panoramen. Im Höhenniveau nahm ein schmaler Pirschsteig die Gruppe auf. Ein kleiner Bachlauf wurde überschritten. Taunass das Gras. An einem Hochsitz und einer Wildfütterung vorbei erreichten sie eine Waldwiese - nahe ihrem Ziel. Inzwischen war die Sonne über die Kammlinie gestiegen, Licht flutete vom unerschöpften Lichte. Plötzlich standen alle für einen Moment still, indem sie ein mächtiges Rudel Rotwild gen Dickung ziehen ließen.
Rauch von kohlenden Meilern, wiehern der holzrückenden Köhlerpferde offerierte der Gruppe: Etappenziel erreicht!-
Freundliche-herzliche Begrüßung zwischen dem Köhlermeister, seinen beiden Gesellen und Haijungen - mit den frisch Eingetroffenen. Der Kohlplatz, auf dem drei Meiler erstellt waren, lag oberhalb eines bachdurchflossenen Tales. Unter Einsicht der Arbeitsstellen stand aller Wohn- und Schlafköte; aus Stangenholz, pyramidenmäßig, mit seiner schützenden Borkenumhüllung, gesicherten Rauchabzug in der Spitze und überdachten Eingangsschirm. Innen hatte ein jeder seine Aufhängung für Kleidung und Rucksack. Auf dem Bankstück darunter seine Schlafstelle. - Die Feuerstelle inmitten des Raumes war stets beschickt. Am darüberstehenden Dreibock kochte im großen Kessel das Wasser. Eine Einladung für Kaffee- oder Suppenzubereitung. Stärkung tut not.
Der Forstmeister wies dem Köhlermeister neues Holz an. Der schwarze Mann, der sich sein Fachwissen quasi als Autodidakt in jahrelanger Arbeit als Geselle auf dem Hai angeeignet hatte, galt etwas. Er ähnelte einem Privatunternehmer, er löhnte seine Gesellen und Haijungen, hatte die Aufsicht während der auch gefährlichen Arbeit am „glühenden, qualmenden Ungeheuer“, er trug die Verantwortung, dass durch Fahrlässigkeit kein Waldbrand entstand - das Strafmaß sah furchtbar aus.
Die Waldarbeiter hatten ihren Wirkungsbereich erreicht. Sägen sangen, Hackspäne flogen, dumpfer Bodenaufschlag eines gefällten Giganten: Sinfonie ihrer Welt.
Der Aufbau eines Meilers geschieht um einen Mittelpunkt, dem Quandelschacht. Buchen- oder Fichtenscheite werden bis zu drei Etagen ringförmig geschichtet. Sein Durchmesser kann bis zu 10 m erreichen. Hier geschieht auch das Anheizen. Doch zuvor wird der ganze zum Verkohlen angerichtete Stoß mit möglichst klebriger Erde und Rasenstück luftdicht abgeschottet. Hier waren am Ort und Stelle der Meiler I und II fertig und konnten danach Kohlzeit überlassen werden, am anderen Ende die Entfernung des Abdichtungspotentials und das Löschen des Stapels standen.-
Und dann gab es ja noch etwas ganz Wichtiges an dieser Stelle. Ein zwischen zwei Randfichten in Augenhöhe aufgehängtes Ahornbrett, die Maße etwa 25 mal 200 cm, und ein Holzhammer: Man nannte es „die Hillebille“. Kräftig angeschlagen, schallte ihr Klang - fast ein wenig melodisch- weit durch den Wald. Jedes Signal hatte seine Bedeutung. Am liebsten war ihr Ruf zur Mahlzeit oder zum Feierabend; eben für Sonnenstunden in ihrem Dasein. Sie waren mit sich und der Welt zufrieden - eine andere kannten sie nicht- brauchten sie nicht. Was sie auch immer taten oder unternehmen, stets bestimmte ein Ziel ihren Weg.
Feierabend in der Forst. In verschwenderischer, rötlich-goldener Fülle, tauchte der Sonnenball am Horizont unter; die freundliche Stille, die himmlische Ruh zog ein. Der Gesang der Waldvögel verstummte. Es wurde etwas kühl. Doch dagegen konnte man etwas tun; das Holzfeuer in der Köte wieder anfachen - und das geschah. Deftige Hausmannskost wurde „eingefahren“. Dann streckten sie sich auf dem harten Lager aus. Gefühle tendierten ein wenig sentimental und lebten in ihren leis gesungenen Liedern: „Im schönsten Wiesengrunde steht meiner Heimat Haus“- „Sah ein Knab ein Röslein stehn“ - „Das Böhmerwaldlied“. Schließlich waren sie auch Sangesbrüder. Dann wurde es still. Das ruhige Gewissen ward zum Ruhekissen. Und die Szene der Engelwache aus Engebert Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ könnte auch hier spielen. Ist dem so? Ich glaube der Engel des guten Schlafes wird bei diesen Braven gewacht haben und ihnen vielleicht zu manch schonen Traum verholfen haben. Er kann das!

Zu den Fotos:
- Wenn Windesfächeln. Qualmschleier beiseite schiebt, Köhlerhütte und Meiler Gäste grüßt - Faszination von einst zählt heute noch: Denn hier wird aus Holz Kohle gekocht!
- Hier lebte man, hatte in seiner Welt auch Spaß - die einstigen Grundner Waldarbeiter bestätigen das.
- Man kennt sie teils noch, die von Daaks, Hillegeist, Brandt, Apel, Fleischmann, Vollbrecht, Stein, Just, Stümer:
Gern erinnert man sich ihrer!
- Meine Meiler- und Kötensuche schlug im August 1987 hier bei Braunlage zu Buche.

Willi Wagener


Harzer Köten, magische Orte -
Laden ein zur Rast und zur Ruh -
alte Köhlerhütte im Harz- sie sind Landschaftsperlen, beliebte Fotomotive, besitzen ihren eigenen Charme und ihre romantische Ausstrahlung - zumal in Naturbelassenheit und im Stimmungswald. Auch hier trifft zu was aus dem großen Hause Benz verlautet: „Das Leben ist voller Möglichkeiten. Und oft sind es die kleinen Dinge, die das Leben wieder Lebenswert machen!“ Zum Beispiel: Rucksack-Einkehr, Brotzeit in Waldeslust, ein Schwätzchen unter Wanderkameraden.
Unsere erstellten Köten auf der „Prinzess-Ilse“ - „Auf dem Schweinebraten“ - „Keller“ - der „Kayser-Eiche“ sowie die Pavillons und Schutzhütten passten ins Bild. Aber auch der Rat vom Heidedichter Hermann Löns stimmt, der besagt: „Laß deine Augen offen, geschlossen deinen Mund, und wandere still, so werden dir geheime Dinge kund!“
Ähnlich dachte wohl auch am Sonntag, 30.5.1976, die „Freie Evangelische Kirchengemeinde: Gemeinde Gottes -aus Braunschweig-Querum.
Koethe an der KaysereicheSie mietete die Taternplatz-Hütte“. Schon zeitig erreichte ein Fahrzeugkonvoi den Parkplatz. Rund 80 Personen aller Altersklassen -bis zum Baby in der Tragetasche. Man fühlte sich „zu Hause“, der Ort gefiel; Kinder spielten zwischen Baumstümpfen und Jungkultur - die „Mittelklasse“ machte sich an das Grillen, Rentner genossen das Treiben und die Fernsicht. Kotteletts und Würstchen schmeckten, Salate und Getränke ebenfalls.
Eine Damenriege kämpfte im Tauziehen gegen die der Herren. Ich durfte dann eine lange Schlange Wanderlustiger gen Schweinebraten führen. Oben auf dem Spitzigen Berg, Sitzeck mit Teufelstalblick, vollzog aus lauter Begeisterung der Gemeindepastor einen exellenten Handstand auf einer Banklehne. Fröhlichsein hatte weder Ziele noch Ende. Man zog auch gegen Mittag nicht weiter wie ursprünglich vorgehabt - hier trank man Kaffee- blieb den Tag. Grüne Landschaft und Pastorale ergänzten sich herrlich. Eindrucksvoll die Abschluss-Waldandacht: der Reichtum der Psalmendichtung in Wort und Ton stieg auf über die Grundner Täler himmelwarts.

Will Wagener

Taternplatz-Hütte mit einer Braunschweiger Kirchengemeinde
Fotobeschreibung
- Kayser-Eichen-Köten-Idylle
- Taternplatz-Hütte mit einer Braunschweiger Kirchengemeinde. Hier wurde gegrillt und gelacht, Spaß gemacht; beim Nachmittags-Kaffee füllten sich die Tassen; ........ und konnten ihr Glück nicht fassen. (Klicken zur Vergrößerung)
*) Hillebille: So kannten die Menschen im frühen Mittelalter die Hillebille, ein aus Buchenholz gefertigtes Brett, das an einem Lederriemen aufgehängt wurde und das man mit einem Klöppel zum Klingen brachte. Die Hillebille diente in erster Linie zur Kommunikation über weite Strecken, wurde aber wohl auch als Rhythmusinstrument eingesetzt. Noch bis ins 20. Jahrhundert konnte man die Hillebille bei den Köhlern in den abgelegenen Gegenden des Harzes hören.
Sie ist ein einfaches Gerät , dessen sich in vergangenen Zeiten die Köhler des Harzes, Thüringer Waldes und wohl auch anderer Gegenden bedienten, um durch verabredete Signale Nachrichten auf ziemliche Entfernung zukommen zu lassen: an Stricken oder Riemen freischwebend von einer Querstange herabhing und durch Dagegenschlagen in bestimmten Rhythmus zum Tönen oder Hallen gebracht wurde. Der Klang dieses Werkzeuges soll zur Verständigung auf 3 Kilometer und wohl weiter ausgereicht haben. Die Hillebille ist im Harz fast bis zur Gegenwart in Gebrach gewesen.
Auf einer häufigen Benutzung und große Bekanntheit des Gerätes im Harz deutet jedenfalls der Umstand, daß eine Höhe, die sich von Lautenberg nach Braunlage zu hinzieht, den Namen "Hillebille" trägt. Auch im oberen Odertal in Brandenburg kann man einen Hillebille-Felsen finden.
Im ersten Jahrgang des "Wartburg-Heroldes" (1896) sind auf Anregung von Professor Dr. A. Kirchhoff in Halle verschiedene Mitteilungen und Nachweise über Etymologie, Alter und Vorkommen der Hillebille gemacht worden, und der damalige russische Geistliche in Weimar, Probst Rumjäntzoff machte darauf aufmerksam, daß in der orientalischen Kirche vor Einführung der Glocken ganz ähnliche hölzerne oder gußeiserne Tafeln benutzt worden seien, um die Gläubigen zur Andacht und zu sonstigen Versammlungen zu rufen, oder auch um einfach die Tageszeiten anzugeben.
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