Die
beherbergt schon unser Iberg und Winterberg, sie entfaltet sich großflächig;
auch im Südharz und im Eichsfelder Raum. Karstlandschaften sind vor
allem geologisch interessant. Schneeweißer Gips, Ablagerung eines
einst ruhenden Meeres, aus welchem das Wasser verdunstete, in einem Prozess
über Jahrmillionen, ist schon beeindruckend. Aber unterirdische Wasserläufe
sind auch geeignet bestimmte Gesteine aufzulösen. Der Karst lässt
auch Rückschlüsse zu über einstige Vegetation, über
damalige Tierwelten, über Spuren einstiger Bewohner. –
Mit
einem befreundeten Mineralien-Sammler aus Hamburg stieg ich in die Karsthöhle
bei Düna, zwischen Osterode und Herzberg ein, deren Eingang sich in
einem wunderschönen Buchenwald befindet. Unter der Erdkruste liegen
eine Vielzahl von Hohlräumen unterschiedlicher Größenordnung.
Und plötzlich steht man drunten vor Einsturztrichtern – mit Lichteinfall
von Übertage – in den große Bäume jetzt unwirklich wachsen
– weiterwachsen...-
Hier
hat nicht nur das Oberflächenwasser den durchlässigen Gipsstein
ausgelaugt und Hohlräume geschaffen, hier hat auch das Grundwasser
mitgewirkt.-
Was wir im
Visier hatten, gab schon der Weg zur Höhle frei, nämlich: blättrig,
perlmuttglänzende Bruchstücke, durchschimmernde Kristalle: Das
Marienglas.
Rhumspringe: Das Karstjuwel im Eichsfeld
Im
Erlebnisraum der Natur pur, von Mischwaldschönheit eingefasst, in
fürwahr idyllischer Lage, entspringt hier die vielleicht meist fördernde
Karstquelle Europas: Die Rhumequelle.
Natürlich
ist der hier lebende Menschenschlag, bodenständig – religiös-überzeugt
– der Tradition verpflichtet, darauf zu recht stolz. Das Quellgebiet anmutig-geheimnisvoll,
ist prädestiniert zum Erholen und Träumen; es verzaubert.
Der trichterförmige
Hauptquelltopf ist umgeben von bis zu 360 mitfördernden Nebenquellen
und das ergibt die Summe von 5000 Liter kristallklares Wasser pro Sekunde
– die Temperatur stetig bei 9 Grad Celsius. Der Hauptquelltopf-Durchmesser
ist über 20 m, die Tiefe 10 m. Und wo kommt das Wasser her? Es kann
ja wohl nicht alles quellen-nahes Sammelwasser aus Hohlräumen sein.
Ist es auch nicht. Es stammt nachweislich aus Versickerungen der Harzflüsse
Sieber und Oder.
So
flüstern die Quellen weiter, erzählen vom Reich der |
Nixe
Rhuma, und der direkt am Quell beginnende Fluss Rhume trägt ein Märchen
weiter, weiter, immer weiter.
Sloweniens Schatz: Die Adelsberger Grotte
So
hieß dieser Höhlenjuwel während der Zugehörigkeit
des Landes zur österreichischen Monarchie; nach dem 1. Weltkrieg wurde
es jugoslawisches Territorium und hieß nun: Die Tropfsteinhöhle
von Postojna. Ihr näherten wir uns über Klagenfurt, dem Loibl-Paß
der Karawanken und Ljubliana und standen dann alsbald vor dem Mundloch
der berühmtesten Tropfsteinhöhle Europas.
Mit
einer Schmalspurbahn ging es in den Berg, dem Höhlen-Labyrinth. Von
21 Kilometern erforschter Strecke sind 6 Kilometer für den Tourismus
erschlossen. Temperatur bei 8 Grad Celsius. Hier hat die Natur im Laufe
von Jahrtausenden in Stollen, Gängen, Großräumen Stalaktiten
und Stalagmiten von einzigartiger Größe und Schönheit geschaffen.
Tropfstein-Regenbogenpracht an Wänden und Decken. Das übertrifft
alle Erwartungen und Vorstellungen. Alle Räume sind treffsicher ausgeleuchtet,
in dämmrigen Feldern das Mystische betonend. Da gibt es einen Großraum
zur Abhaltung von Konzerten. Da rauscht und donnert atemberaubend ein ganzer
Fluss durch die Bergwelt. Und dabei ist diese Höhle hier nur eine
von mehr als 10.000 bekannten, die teils bis zu 700 Meter in die Tiefe
führen und bis zu 10 Kilometern Länge aufweisen.
Diese
Höhlenbesichtigung vergisst man nicht. Es stimmt: Der Karst ist eine
ewige Legende, wie das Leben immer wieder selbst Gestein besiegt.
Willi
Wagener |