Die
Frühschicht fährt an. Fast lautloser Lauf des gigantischen Motors
der Fördermaschine des Achenbachschachtes. Seilscheiben der Turmbühne
rauschen. Vollautomatisch gesteuert gleiten die großen Förderkörbe,
mehretasisch mit 16 m/sec in die Tiefe. Fast unglaublich. 1972 wurde dieses
technische Prunkstück eingebaut: Es war das modernste der Welt. Ein
Stolz der Firma Siemens
.Schacht-Teufe:
die 19. Sohle mit 648 m; darunter die Subsohle: 676 m und Abbau-Wendeln:
Schachtanlagen-Lebensnerv.
Personenzüge
oder offene Mannschaftstransportfahrzeuge bringen die Bergleute vor Ort,
der Erzgewinnungs- Angriffsfläche; die Länge der Erzgänge
des Grundner Reviers dürfte bei 6 km liegen. Mehr als 20 Oberleitungs-
oder Akku-Lokomotiven auf den Strecken.
Bohrwagen
mit Knicklenkung setzen Bohrlöcher, Schießarbeit wird vorbereitet.
Hat es geknallt, stürzen sich u.a. riesige Frontschaufellader auf
das gefallene Haufwerk. In der Hauptförderstrecke können selbst
Loks funktechnisch gesteuert werden; können Großraum-Förderzüge
ebenso beladen werden.Für ein
Auskennen im unterirdischen Gang-, Wendel-, Sohlen- und Rollen-Labyrinth
bedarf es fast eines sechsten Sinnes.....
Und
hier arbeiteten in Spitzenzeiten über 1400 Mitarbeiter; eingebunden
in örtlich-schicksalsbedingter Bergbau-Tradition; bei großer
Entscheidungsfreiheit und Verantwortung; gemeinsam abgewendete Gefahren
schweißten sie zusammen: Männer!-
Und jetzt
war die Weihnachtsschicht: Maschinen stehen still.
Nahe beieinander
Schaffende treffen sich auf dem Frühstücksplatz. Karbittlampen-Geleucht
und Kerzen an einem echten Tannenbaum geben dem Ort ein wenig festliches
Gepräge. |
Der
Schutzhelm wird aufbehalten. Auf der Gezähekiste ist der Schmausetisch
angerichtet. Brot, Brötchen, Mett, Büchsenwurst, eine harte Schlacke
laden zum Verzehr ein – auch heiße Würstchen gibt es – und der
Stunde angemessen: Ein Fläschchen Hopfentee (aus der Hinterhand).
Ein Jeder trug sein Scherflein bei. Es wurde erzählt, viel Lustiges
stärkte die Bauchmuskeln. Eine Mundharmonika sorgte für Stimmung.
Mancher summte oder sang leise mit. Auch unter diesem Weihnachtsbaum kreisten
Gedanken, lebten die Träume. Diese Tage, mit ihren meditativen Momenten,
mit ihrer Stille, tuen allen Menschen gut – wo immer sie sich befinden.
Und von den – Dingen-, die hier gemeint sind, fasziniert ihre ewig brennende
Aktualität. Eben: Der rechte Blick für das Weihnachtsgeschehen,
lässt Augen bis nach Bethelem sehen!
Die
Gruben-Weihnacht war immer eine wunderschöne Familienfeier- in ansprechender
Atmosphäre- unter Tage. Und Bergwerks-Banden binden und halten bleibend.
Fällt
mir gerade jetzt ein kleines, aber gut treffendes Erlebnis ein:
Während
eines Urlaubs im scotischen Highland, lernte ich per Zufall den Staatsanwalt
von Inverness in einem Pub kennen. Er war als ehemaliger Fallschirmjäger-Kommandeur
in deutscher Kriegsgefangenschaft geraten und musste unweit von hier in
einem Bergwerk arbeiten. Sein Resümee: „Ihr Deutschen seid freundlich.
Eure Mineure teilten mit uns redlich ihr Brot. Ich höre immer noch
Euer: „Glückauf“ und das: „Mach’s gut!“ – Die Stunden der Herzlichkeit
mit den Herren und Damen in Inverness kann ich nicht vergessen.-
Na,
dann allen Lesern, Gästen, Einwohnern der Samtgemeinde ein friedvoll-fröhliches
Weihnachtsfest - mit einem entsprechenden Aufleben! Dazu unser „Glückauf!“
Willi
Wagener |