Mehrere
zehntausend Gäste und Bewohner feiern alljährlich das Walpurgisfest
in den vielen Harzer Kur- und Fremdenverkehrsorten
und Gemeinden. Aber zu einer Hochburg des Walpurgisspektakels
hat sich in all den Jahren nach dem 2. Weltkrieg die Bergstadt
Bad Grund entwickelt. Hier bietet die Naturfelsenbühne vor dem
sagenumwobenen Hübichenstein einen
geradezu idealen Hintergrund, um das teuflische
Treiben zu inszenieren.
Wie
es begann
Seit
dem Jahre 1950 werden hier, wenn auch mit geringfügigen
Unterbrechungen z. B. 1991 wegen des Golfkrieges, alljährlich
am Abend vor dem Maifeiertag Freilichtspiele aufgeführt.
Bis etwa 1979 wurden jeweils Walpurgisstücke gespielt,
die aus der Feder von H. Lommatzsch (z. B. 1950: St. Bürokratius
und die Teufel) , Dr. Denecke (z. B. 1957: Der wilde Jäger) oder Hugo
Liehr (z. B. 1960: Mit dem Teufel gewürfelt) stammten.
Die Laienschauspieler waren überwiegend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
der früheren Stadt- und Kurverwaltung, wobei von 1975 bis 1979
der Theaterverein aus Lerbach für die Aufführung verantwortlich
zeichnete. Schirmherren der Veranstaltungen war seit jeher immer die bergstädtischen
Kur- und Bade- Verwaltungen bzw. Kurgesellschaften, vorübergehend
auch die Bergstadt selbst, seit Jahren aber der örtliche Kur-
u. Verkehrsverein mit seinen vielen ehrenamtl. Helferinnen und Helfern.
Die
Walpurgis-Väter
Foto Walpurgisspiel 1967
Was
den Kreis der Laiendarsteller zu Walpurgis angeht, ist man
in Bad Grund seit 1980 neue Wege gegangen. Hier gründete
sich auf Initiative des 2001 leider viel zu früh verstorbenen
„Johannivaters“ Manfred Bielefeld aus der „Johannigemeinde
Adeles Eck“ eine Theatergruppe. Diese gab zu Walpurgis 1980 ihr Debüt
mit dem Stück „Sagengestalten und Hexenspuk am
Hübichenstein“, das von Manfred von Daak stammt, der
auch gleichzeitig die Spielleitung übernommen
hatte. Er zeichnete dann auch in den folgenden Jahren für Buch und
Regie verantwortlich mit seinen |
Freilichtspielen
1981 (jeweils Jahr der Uraufführung): Spiel und Spuk am Hübichenstein,
1985: König Hübich und die spanischen Raubvögel, 1986: Luzifer
und der Fuhrmann, 1987: Der Wilddieb vom Violenberg, 1999:
Der
verhexte Köhlermeister, 2000: Luzifer und der Bergmönch oder
Der Eremit vom Winterberg, 2001: Luzifer und die Sage von den silbernen
Tannenzapfen.
In
der Chronik der Bad Grundner Walpurgis-Freilichtspiel-Aufführungen
darf allerdings nicht das Ehepaar Annaliese und Manfred Bielefeld fehlen;
von ihm stammt „Hexenspuk im Gruselgrund“ (1989) sowie „Hexenblut und Teufelskralle“
(1990 und 1992).
Spiel
und Spuk
Das
seit 1950 am meisten gezeigte Freilichtspiel ist inzwischen „Spiel und
Spuk am Hübichenstein“ geworden; es ist seit 1981 insgesamt sechsmal
von der Laienschauspielergruppe der „Johannigemeinde Adeles Eck“ aufgeführt
worden. Diese Gruppe bereitet sich seit Anfang Februar auf ein neues Stück
vor. Zu Walpurgis 2003 steht einmal wieder eine Uraufführung an. Es
soll „Luzifer und der verhexte Förstersohn vom Violenberg“ gespielt
werden, einmal mehr von Manfred von Daak ausgedacht und niedergeschrieben.
Er führt übrigens in diesem Jahr zum fünfundzwanzigsten
Mal Regie und wird wiederum unterstützt von Fred Langner als Regieassistent,
der aber auch gleichzeitig in die Rolle des Oberteufels Luzifer schlüpfen
wird.
Hübich
und der Försterssohn
Die
Handlung des Freilichtspieles basiert auf der Sage von „Hübich
und der Förstersohn aus dem reichhaltigen Grundner
Sagenschatz, wie sie einmal von |
dem
früheren Ortschronisten Lehrer Otto Heizmann aufbereitet wurde. “Siehe
auch Sagen vom König Hübich Das Walpurgisstück
beginnt mit dem Prolog der Bergleute, gespielt von Philipp Sommermeyer,
Alexander Langner und Frederik von Daak. Sie stimmen ein auf die Zeit im
Mittelalter, als der Eisensteinbergbau gefördert von den Herzögen
zu Braunschweig-Lüneburg im hiesigen Bereich in hoher Blüte stand.
Danach wird eine typische Marktszene nachgespielt, in der der Grundner
Berghauptmann (Manfred Bruns) die Marktfrauen (Erika Fähmel, Liane
Oppermann, Gudrun Schubbert, Sabine Wellmann) ermahnt, die bestehende Marktordnung
einzuhalten.
Natürlich
kann so etwas nicht ohne weiteres friedlich zugehen. In der nächsten
Szene warten auf einer Lichtung nahe des Hübichensteines die Jagdhelfer
(Stefanie Lehmberg und Sascha Metge) auf ihren Oberförster Bertram
(Herbert Edert), der von seinen Sorgen um seinen einzigen Sohn Christian
berichtet. Dieser hat im nächsten Bild mit seiner Angebetenen, der
Dorle (Christiane Lehmberg), Tochter des Grundner Berghauptmanns, heimlich
ein Stelldichein. Dabei verlangt Dorle von ihrem Christian (Uwe Sommermeyer),
als Beweis seiner Zuneigung ihr von der Felsenspitze des Hübichensteines
ein Edelweiß zu pflücken.
Das
alles wird beobachtet von Dorles Tante Hilde (Karsta op de Beeck), aber
auch von einer Zwergengruppe (Verena Lenz, Anna-Lena Lösch, Kai Wollenweber,
Nils Schreyer, Denise Fähmel und Lisa Brinkmann). Von einem derartig
bösartigen Vorhaben müssen sie natürlich ihren Zwergenkönig
Hübich (Jessica Dorr) berichten, was zweifelsohne den königlichen
Zorn herausfordert und Schlimmes für den Freveltäter verheißen
lässt.
In
den nachfolgenden Szenen gibt dann der Oberteufel Luzifer (Fred Langner)
mit seinen Unterteufeln (Jens Kalweit und Patrick Dorr) sein Zwischenspiel.
Luzifers teuflischem Ruf folgen die Marktfrauen, die insgeheim zum Kreis
der Hexen gehören und sich vor dem Flug zum Brocken mit dem Oberteufel
und seiner teuflischen Schar am Hübichenstein treffen. Von Erika Fähmel
und Efi Schulz einstudiert führen sie zusammen mit den weiteren Mitgliedern
der MTV-Hexentanzgruppe (Rita Hockemeyer, Ingrid Schmidt, Ingrid Steinke,
Heike Metge, Else Milas, Christel Schön, |
Gudrun
und Ellen Mönnich, Hannelore Busse, und Sabine Wellmann) einen furiosen
Hexentanz auf, bevor sie sich gemeinsam auf ihren obligatorischen Flug
zum Brocken begeben.
Die
pyrotechnische Begleitung des Hexenspektakels liegt wiederum in den bewährten
Händen der Schneider-Pyrotechnik GmbH aus Goslar.
Happy
End?
Wie
alles mit dem Förstersohn und seiner Dorle zum guten Schluss geführt
wird, soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Jedenfalls
darf auf keinen Fall die Maien- Königin (Franziska Naumann) fehlen,
die mit ihren Elfen (Viktoria Langner, Elisa Timmermann, Sarah Langermantel,
Leslie-Ann Krügener und Franzesca Knopp) das Ende der Winterzeit und
den Beginn des Frühlings von der Naturbühne am Hübichenstein
aus verkünden wird.
Zur
Unterstützung der jungen und alten Laiendarsteller stehen als Souffleure
vor der Bühne wieder Cati Naumann und Adolf Schulz zur Verfügung;
um die Requisiten und sonstige Betreuung kümmern sich einmal mehr
Ingred Spötter, Christa von Daak, Sieglinde Langner und Bärbel
Lenz.
Ihre
Proben nimmt die Laienspielgruppe Anfang März auf; sie finden zunächst
im ehemaligen Rathaus am Markt statt. Die Außenproben am Hübichenstein
sind dann jeweils kurz for dem Fest.
Zur
Mannschaft, die für Ton/Technik/Kulisse verantwortlich zeichnet, gehören
solch bewährte Kräfte
wie
Klaus Haut, Jens Naumann, Herbert Metge, Bernd Fähmel, Heiko Wellmann,
Bernd Schubbert, Matthias Lenz und Patrick Ude. Sie alle sorgen für
ein gutes Gelingen aller Walpurgisveranstaltungen.
Die
Fotos sind bei der Uraufführung von „Luzifer und die Sagen von den
silbernen Tannenzapfen“ am 30. 4. 2001 entstanden. |