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Als
vor 20 Jahren in Bad Grund das letzte Erzbergwerk im Harz geschlossen wurde,
ging eine mehr als 1000-jährige Tradition zu Ende. Der Verlust sei
noch heute spürbar, sagt Bürgermeister Harald Dietzmann.
20.03.12 Bad Grund - von Matthias Brunnert - Richard Laux kann sich noch gut
erinnern: „Als in Bad Grund die beiden letzten Förderwagen mit Erz
aus dem Berg rollten, spielte eine Bergmannskapelle“. Das war am 28. März
1992. Nicht nur für Laux, der 42 Jahre als Bergmann in der Grube geschuftet
hatte, ging eine Epoche zu Ende, sondern für den ganzen Harz: Das
letzte Erzbergwerk war geschlossen.
Aus
Sicht des Grubenbesitzers, der früheren Preussag AG, kam diese Schließung
eigentlich mit fünf Jahren Verspätung. Die „Hilfe Gottes“ sollte
ursprünglich schon 1987 dicht gemacht werden. Doch 600 Demonstranten,
darunter die Mitglieder der Bergmannskapelle, waren nach Hannover gezogen,
wo sie dem damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst
Albrecht 19.000 Unterschriften für den Erhalt des Bergwerks übergaben.
Die Aktion hatte Erfolg - allerdings nur vorübergehend. 1992 war dann
endgültig Schluss.
Der weitere Bergbau, so hatte die Preussag entschieden, war wirtschaftlich nicht mehr zu vertreten. Für Bad Grund, so sagt der heutige Bürgermeister Harald Dietzmann, sei die Schließung ein schwerer Schlag gewesen. Das Bergwerk war mit zuletzt rund 380 von einst 1000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber des Ortes, der damals noch etwa 3400 Einwohner hatte. „Dieser Verlust ist heute noch spürbar“, sagt der Bürgermeister. Einen
großen Aufschwung nahm der Erzbergbau im vormals weitgehend menschenleeren
Oberharz im 16. Jahrhundert, als überall neue Stollen angesetzt, Erzhüten
errichtet und Städte gegründet wurden, unter anderem St. Andreasberg,
Zellerfeld, Clausthal und auch Grund.
Nach
und nach wurden im 20. Jahrhundert alle Bergwerke geschlossen, weil die
Lagerstätten erschöpft waren. Das Bergwerk in Bad Grund war das
letzte. Zum Schluss waren dort jährlich noch gut 400 000 Tonnen Blei-
und Zinkerz aus mehr als 700 Metern Tiefe geholt worden, erinnert sich
Richard Laux. Insgesamt wurden in Bad Grund etwa 19 Millionen Tonnen Erz
gefördert, aus denen mehr als eine Million Tonnen Blei, 700 000 Tonnen
Zink und 2500 Tonnen Silber gewonnen wurden.
„Die Menschen in Bad Grund fühlen sich noch heute der Tradition des Bergbaus verpflichtet“, sagt Bürgermeister Dietzmann. „Bei Festen zum Beispiel tragen viele noch die alten Bergmannsuniformen“. An die Bergbaugeschichte des Ortes erinnert auch das Bergbaumuseum mit seinem Wahrzeichen, dem im Jahr 1912 errichteten fast 50 Meter hohen Hydrokompressoren-Turm. Damit wurde jahrzehntelang Druckluft für die Maschinen in der Grube erzeugt. „Mit den Besucherzahlen des Museums sind wir allerdings nicht zufrieden“, klagt Richard Laux, Vorsitzender des Fördervereins. Die Konkurrenz der großen Bergbaumuseen in Goslar und Clausthal-Zellerfeld sei übermächtig. „Statt 20 000 Besucher, die wir zum Überleben bräuchten, kommen jährlich nur 6000“. Statt vom Bergbau lebt Bad Grund, wo nur noch etwa 2400 Menschen leben, inzwischen auch vom Tourismus. Jahrelang seien die Gästezahlen zwar gesunken, sagt der Bürgermeister. „Aber wir haben die Talsohle durchschritten. Es geht langsam wieder aufwärts“. Vor allem der Weltwald mit seinen zahllosen Baumarten, die vielen Wandermöglichkeiten und das Höhlenerlebniszentrum am Iberg ziehen Gäste an. Hoffnung auf einen weiteren Aufschwung macht dann aber doch wieder der Bergbau, oder besser dessen Hinterlassenschaften. Es könnte sein, dass in alten Schachtanlagen von Bad Grund das weltweit erste unterirdische Pumpwasserspeicherkraftwerk entsteht. Die Machbarkeitsstudie läuft. Quelle: .Kreiszeitung |