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Baubeginn des Ernst August Stollens vor 150 Jahren
Festvortrag von Wilhelm Rögener, am 22. Juli 2001 in Gittelde
Beginnen möchte ich meine Ausführungen mit den sinnreichen Worten von Abraham Gottlob Werner, der von 1775 bis 1817 Professor an der Bergakademie Freiberg im Erzgebirge war, die lauten:

Sollte es uns nicht Pflicht sein,
denen uns folgenden Generationen
über den ihnen überlassenen
theils gangbaren, theils aufgelassenen Bergbau,
so viel Licht als nur immer möglich ist,
aufzubehalten und mitzuteilen.

Anknüpfend an diese Worte können wir heute glücklicherweise sagen, dass sein Ausspruch Gehör gefunden hat. Denn vieles, was wir heute wissen, ist „aufbehalten“ worden und liegt als festgeschriebene Mitteilung in Büchern, Fachzeitschriften oder in zahlreichen Archiven vor, auf die wir immer wieder Zugriff nehmen können, wenn besondere Anlässe dieses erfordern. Ein besonderer Anlass ist der heutige Tag, denn fast genau vor 150 Jahren, am 21. Juli 1851, wurde mit dem Bau des bedeutendsten und zugleich auch letzten Großbauwerks im Oberharzer Gangerzrevier, dem Bau des Ernst-August-Stollens begonnen, vor dessen Mundloch wir uns hier versammelt haben, um uns dieses Tages zu erinnern.


Viel bewundertes Bauwerk
Mundlochportal, erbaut 1863/64
Höhe der achtkantigen Sandsteinsäulen: 6m
Foto: Wilhelm Rögener (1998)

Welche Ausstrahlung der Ernst-August-Stollen schon kurz nach der Fertigstellung im Jahre 1864 bereits gehabt hat, geht aus dem Vortrag des Oberingenieurs Franz Rziha hervor, den er im Jahre 1872 vor dem Deutschen polytechnischen Verein gehalten hat und in dem er sagte:

Unter den hervorragendsten Werken der Technik, welche in unserer, an großartigen Leistungen so reichen Zeit hergestellt worden sind, nimmt die Ausführung des Ernst-August-Stollens am Harze eine der ersten Stellen ein. Dieser Bau ist eine der Zierden unserer Zeit und eine mustergültige Zierde auf dem viel umfassenden Gebiet der Technik. Es imponiert dieser Bau in seiner äusseren Erscheinung durch seine Länge und durch die Tiefe, in welcher er das Harzgebirge unterfährt, in seinem inneren Wesen durch die aufregenden Schwierigkeiten, denen die Markscheiderarbeiten sich unterordnen mussten und durch die Präzision und ruhige Sicherheit, mittelst welcher die rein bergmännischen Arbeiten durchgeführt worden sind.

Vorgenanntes soll nun einer näheren Betrachtung unterzogen werden. In Vorbereitung zu diesem Stollenfest habe ich im Archiv des Oberbergamts in Clausthal-Zellerfeld nachgeforscht, um herauszufinden, was neben zahlreichen bekannten Veröffentlichungen noch unbekannt zu sein scheint und besonderes Interesse bei Gitteldern, deren Nachbarn sowie montanhistorisch Interessierten finden könnte.

Bau zwingend erforderlich
Notwendig wurde der Stollen, weil die Gruben des Oberharzer Bergbaus um Clausthal, Zellerfeld, Wildemann und Bockswiese in Tiefen vorgedrungen waren, die bei 400 m lagen und die damaligen technischen Einrichtungen zur Wasserhebung, die sogenannten Wasserkünste, nicht mehr in der Lage waren die den Gruben zufließenden Wasser zu heben.


Nicht selten mussten Gruben über längere Zeiträume eingestellt werden, Zeiträume die teilweise über ein Jahrhundert hinausgingen, wie zum Beispiel bei den Vorgängergruben um den Meding Schacht, dessen Lokalität dem hier anwesenden Personenkreis mit Sicherheit bekannt sein dürfte.
Wie prekär die Lage der Gruben hinsichtlich ihrer Wasserlösungen war, zeigt sich besonders daran, dass bereits vier Jahre nach Fertigstellung des in 22-jähriger Bauzeit errichteten Tiefen Georg-Stollens eine rund 100 m tiefere Wasserstrecke notwendig wurde, um in den Gruben des Rosenhöfer, Burgstätter und einem Teil des Zellerfelder Reviers weiter abbauen zu können. Durch diese neue Wasserstrecke wurde die Voraussetzung geschaffen, dass mit den damaligen technischen Hilfsmitteln, den Pumpenkünsten, die der Tiefen Wasserstrecke zufließenden Wasser bis zum Niveau des Tiefen Georg-Stollens gehoben werden konnten.
Mit dieser Tiefen Wasserstrecke, die von 1803 bis 1835 angelegt wurde und die eine Länge von 6570 m hat , war bereits die erste Bauphase des späteren Ernst-August-Stollens eingeleitet worden. Denn das Niveau dieser Tiefen Wasserstrecke war Festpunkt bei der Planung für die Zutageführung der Stollenwasser an einer noch unbestimmten Stelle am Harzrand, zwischen Lasfelde und Gittelde.
Auf der neben mir aufgestellten Tafel (siehe Anlage 1) ist in der Zeichnung der erste Bauabschnitt von 1803 bis 1835 durch eine grüne Kennzeichnung dargestellt, der einem etwas schrägliegenden Y entspricht. Der untere Schenkel des Y’s ist der Streckenverlauf im Rosenhöfer Revier, wo ganz linksseitig unter dem Ottiliae-Schacht der Silber Seegener Schacht liegt, der hier nicht ausgewiesen ist. Der obere Schenkel des Y’s ist zunächst zu halbieren, wobei der linksseitige halbierte Schenkel der Streckenverlauf im Zellerfelder Revier bis zum Schreibfeder Schacht ist und der andere Halbierungsschenkel über den Scheitelpunkt hinaus bis zum Marienschacht den Streckenverlauf im Burgstätter Revier ausweist.

Auffahrung des Stollens
Bei dem zweiten Bauabschnitt handelt es sich um den Zeitraum von 1851 bis 1864, also um jenen Zeitraum, der in allen Veröffentlichungen als Auffahrungszeitraum festgeschrieben ist. Dieser ist in der Zeichnung rot ausgewiesen.
Als dritter Bauabschnitt ist der Zeitraum nach 1864 bis 1880 zu bezeichnen, der in der Zeichnung braun gekennzeichnet ist, der sich im wesentlichen auf das Gebiet Schreibfeder Schacht gegen Norden auf Bockswiese zu und darüber hinaus bis Lautenthal und weiter bis in den Bereich des Sternplatzes (Pass zwischen Lautenthal und Seesen) erstreckt. Abzweigungen von Lautenthal in Richtung Wildemann und vom Ernst-August-Schacht in Wildemann in RichtungLautenthal sind weitere Ausweitungen des Stollensystems.
In die dritte Bauphase fällt auch das Iberger Flügelort, das vom Knesebeck-Schacht aus von 1859 bis 1869 zur Erzerkundung im Iberg aufgefahren wurde. Werden alle drei hier vorgetragenen Bauabschnitte zusammengefasst, so beträgt die Gesamtlänge des Stollens ca. 26.000 m, prozentual aufgegliedert stellt sich die Gesamtauffahrung wie folgt dar:
In der ersten Bauphase wurden bereits 25 %, in der zweiten 62 % und in der dritten 13 % der Gesamtlänge aufgefahren.
Nicht so festlich wie beim Auffahrungsbeginn des Tiefen Georg-Stollens am 26. Juli 1777 wurde der Beginn des Ernst-August-Stollens am 21. Juli 1851begangen..Bei meinen Nachforschungen habe ich nur herausfinden können, dass am 21. Juli 1851 mit einer Querschlagserweiterung vom Schreibfeder Schacht aus im Zellerfelder Revier mit dem Stollenbau begonnen wurde. Festlich wurde nur die Fertigstellung des Stollens im Jahre 1864 begangen, woran dann, wie bei solchen Anlässen üblich, die gesamte Oberharzer Bevölkerung teilnahm.
Nach und nach erfolgte von 10 Punkten aus die Auffahrung in jeweils zwei entgegengesetzte Richtungen. Der gesamte Stollenbereich war in 18 Angriffsörter aufgeteilt, diese wiederum unterteilt in Stollenörter und Gegenstollenörter, die sich dadurch unterschieden, dass das Stollenort ansteigend und das Gegenstollenort fallend aufgefahren wurde.

Glanzleistung der Bergleute
Der Stollen hat über die gesamte Länge einen annährend gleichen Querschnitt. So beträgt die Höhe 1 5/16 Lachter, dieses sind 2,52 m, eine Breite von 7/8 Lachter, dieses sind 1,68 m. Aus diesen Maßen errechnet sind ein Querschnitt von 4,23 m². Das Stollengefälle beträgt 5 Zoll auf 100 Lachter , dieses entspricht einem Gefälle von 1 : 1580, allgemein ausgedrückt heißt das, auf 1580 m Stollenlänge kommt 1 m Gefälle. Bezogen auf die 10429 Stollenmeter vom Schreibfeder Schacht bis zum Stollenmundloch in Gittelde sind es 6,60 m Gefälleunterschied. Zur bildlichen Vorstellung dieses Gefälles sei hier auf die beiden Säulen am Mundloch hingewiesen, die vom Boden bis zur Oberkante der Zinnen eine Höhe von 6 m haben.
Dieses vorgegebene Gefälle bei den 18 Örtern haargenau einzuhalten erforderte sowohl von den Bergleuten als auch von den markscheiderisch tätigen Personen ein hohes Maß an Präzision. So ist der für die markscheiderischen Arbeiten verantwortliche Oberbergamtsmarkscheider und Bergrat Eduard Borchers, der in Wulften geboren wurde und somit ein Kind unserer Heimat ist, durch seine mustergültige und einmalige Leistung bei den Vermessungsarbeiten in die Geschichte der Messkunst für ewige Zeiten eingegangen. Ihm gebührt höchster Respekt, denn solch ein Bauwerk sowohl in der Richtung als auch in der Höhe mit Fehlertoleranzen von 1 bzw. 0,5 Zoll zu erstellen ist und bleibt eine herausragende Leistung. Anerkennung findet auch die bergmännische Leistung, die darin zu sehen ist, dass der Stollen in einer Bauzeit von nur 12 Jahren und 11 Monaten aufgefahren werden konnte, wogegen anfangs 22 Jahre eingeplant waren. Durch Optimierung der von Hand ausgeführten Bohrarbeit wurde dieses möglich. Denn zu Beginn der Stollenauffahrung wurden in der Woche 135 Bohrlöcher erstellt, am Ende waren es 378. Begonnen hatte man mit der 5-Tagewoche, am Ende wurde an 7 Tagen in der Woche gearbeitet. Vor einem Ort waren immer 3 Mann pro Schicht eingesetzt. Wurde anfangs in 3 Schichten zu 8 Stunden am Tag gearbeitet, waren es am Ende ab 1861 4 Schichten zu 6 Stunden.
Die Stollenleitung lag zu Anfang in den Händen des Berghauptmanns Gerlach Ernst von dem Knesebeck und nach dessen Tod im Jahre 1859 war Carl August von Linsingen verantwortlich. Als nächster stand der Geheime Bergrat Hermann Koch, Vater vom Nobelpreiträger Robert Koch, den Berghauptleuten zur Seite, der wiederum durch die Bezirksvorsteher der Bergbezirke Zellerfeld und Clausthal, die Bergmeister Pape und Töpfer, unterstützt wurde.
Namensgeber des Stollens ist der von 1837 bis 1851 regierende König Ernst August von Hannover. Er gab noch kurz vor seinem Tod, im Jahre 1851, dem Stollen seinen Namen.

Suche nach dem günstigsten Stollenansatzpunkt
Komme ich nun zum zweiten Teil des Vortrags, indem besonders aufgezeigt werden soll, wie es zu der Festlegung des Mundloches gekommen ist, wie die Planungsphase verlaufen ist und wie das Umfeld des Fleckens Gittelde in den berühmten Stollenbau des Oberharzer Bergbaus eingebunden wurde.
Um den günstigsten Stollenansatzpunkt herauszufinden, wurden bei der Planung, 7 Stollenansatzpunkte am Harzrand zwischen Lasfelde und Gittelde in Vorschlag gebracht. Von diesen 7 Ansatzpunkten war einer bereits beim Bau des Tiefen Georg-Stollens vorgeschlagen worden. Den Entwurf hierzu hat der Markscheider Samuel Gottlieb Rausch im August 1775 in einem erstklassigen Riss dargestellt. Er liegt sowohl im Archiv der Preußag in Goslar als auch im Oberbergamt in Clausthal vor und beinhaltet zusätzlich noch eine eingehende textliche Erläuterung. Wäre diese hier angeführte Planung damals zur Durchführung gekommen, wäre die Entwicklung eines Wasserlösungsstollensystems für das gesamte Oberharzer Bergbaurevier ganz anders verlaufen als sie später verlaufen ist. Denn dieses bei Lasfelde auserwählte Mundloch, in Flussnähe der Söse harzseitig gelegen, hätte in etwa der topographischen Höhenlage späterer Ansatzpunkte entsprochen und bereits damals wäre das angestrebte Niveau des später angelegten Ernst- August-Stollens erreicht worden, siehe Bild 2. Wieder ins Gespräch kam dann die gleiche Planung im Jahre 1825/26, um einen Anschluss an die Tiefe Wasserstrecke im Rosenhöfer Revier herzustellen. Für die Durchführung dieses Stollenprojekts war ein englisches Unternehmen im Gespräch. Jedoch scheiterte das Projekt daran, dass nach Kostenvergleichszahlen für Stollenauffahrungen das englische Unternehmen zu hohe Kostenansätze im Kostenvoranschlag aufgeführt hatte.
Eine Stollenführung von Lasfelde aus war damit gänzlich abgeschrieben worden. Neu in die Überlegungen für die Stollenführung mit aufgenommen wurde der ab 1831 wieder in Betrieb genommene Bergbau der Grube Hülfe Gottes am Todtemanns Berg bei Grund, der den Akten entnehmend sehr hoffnungsvoll zu verlaufen schien. So waren die weiteren Planungen der Stollenführung von der Grube Hülfe Gottes aus auf das naheliegende Harzvorland und auf das Gebiet von Clausthal sowie Zellerfeld zu ausgerichtet worden. Für die Stollenführung aus dem Raum Clausthal und Zellerfeld standen bis zur Grube Hülfe Gottes zwei Planungsvarianten an. Variante 1, den Stollenvortrieb vom Silber Seegener Schacht aus über das Silbernaaler Revier nach Grund zu führen (in Erinnerung gebracht es ist dieses das Gebiet um den Meding Schacht) oder die Variante 2, die Stollenführung so anzulegen, wie sie letztendlich durchgeführt wurde, das heißt, den Stollen vom Schreibfeder Schacht aus über Wildemann nach Grund zu aufzufahren.
Jetzt galt es den günstigsten Stollenansatzpunkt im Harzvorland herauszufinden. In den 6 der von 7 übrig gebliebenen Entwürfen waren die Stollenansatzpunkte so vorgesehen, dass die topographische Höhenlage jedes möglichen Ansatzpunktes bei ca. 190 m NN zu liegen hatte. (Siehe Anlage 2)
Bei Badenhausen und zwar in der Sülpke war zunächst ein Ansatzpunkt in Vorschlag gebracht worden. Vom Ansatzpunkt bei Badenhausen in Richtung auf Gittelde zu war der nächste in der Gemarkung Windhausen, in Nähe des Schlungbaches, in etwa dort, wo die Schnellstraße den Schlungbach kreuzt. Weitere Ansatzpunkte in Richtung auf Gittelde waren, bezogen auf heutige Orientierungspunkte:

  • in Bahnhofsnähe
  • weiter das heutige Grundstück von Rundstedt
  • des weiteren an der Stelle, wo wir uns hier befinden
  • und als letzter einer am unteren Grundweg.

  • Jede der vorgeschlagenen 6 Stollenführungen war geradlinig auf den Hülfe Gottes Schacht zu ausgerichtet. Wie in der Planung vorgesehen, wurde die gewählte Stollenführung, also die von diesem Mundloch aus, auch geradlinig auf den Hülfe Gottes Schacht zu ausgeführt (Siehe Anlage 3). Dieser Ansatzpunkt hier wurde gewählt, weil zwei günstige Straßenanbindungen, die Thüringer Straße und eine von dieser nach Windhausen abzweigende Straße direkt am geplanten Mundloch vorbei führen. Die Auffahrungslänge zwischen Mundloch und Hülfe Gottes Schacht beträgt 1335 Lachter entsprechend 2563 m. Mitte der 20-er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde die geradlinige Stollenführung durch eine Verumbruchung umgelegt, die in etwa bei 560 m vom Mundloch aus begann.

    Beginn der Stollenauffahrung
    Angesprochen werden muss jetzt noch, wann von Gittelde aus mit dem Anschlagen des Stollens begonnen wurde. Wie schon mehrmals genannt, wurde der Stollen am 21. Juli 1851 begonnen, nimmt man aber die gängige Literatur mit den entsprechenden Tabellen zur Hand, so stellt man fest, dass von Gittelde aus erst am 09. August 1853 mit der Auffahrung begonnen wurde. Der Grund für diese Zeitdifferenz ist darin zu sehen, dass der Geländezukauf vor dem Stollenmundloch nicht ganz glatt verlaufen ist.
    So war bereits im August 1851 ein Geländeankauf von 5 Morgen und 11 1/2 Quadratruthen am Anger im Gespräch. Es wurde mit dem Gittelder Ortsvorsteher Giesecke verhandelt, der einen Kaufpreis von 300 Rthl. pro Morgen ansprach, der aber auch mitteilte, dass Verkaufsverhandlungen nur unter Beteiligung von 20 Interessenten des adligen Junkernhofes und einer Teilungskommission unter Vorsitz des Amts Assessors Griebenkerl aus Seesen geführt werden können. Ein Ergebnis wurde damals nicht erreicht. So wurde auf höherer Ebene und zwar erst am 5. August 1853 der endgültige Kaufvertrag für den Grundtückserwerb abgeschlossen. Und zwar wurde die bereits 1851 im Gespräch gewesene Fläche durch den Bergfiskus in Clausthal erworben. Anwesend bei der letzten Verkaufsverhandlung waren:

  • Der Berghauptmann von dem Knesebeck aus Clausthal,
  • der Bergrat Koch aus Clausthal,
  • der Finanzdirektor Thielen aus Braunschweig,
  • der Kreisdirektor Culemann aus Gandersheim und
  • der Gemeindevorsteher Giesecke aus Gittelde.

  • Festzuhalten bleibt, dass 4 Tage später nach der Verhandlung, am 9. August 1853, mit dem Stollenbau von Gittelde aus begonnen wurde.
    Das Stollenportal und Gestaltung des Stollengeländes
    Nun sollte unsere Aufmerksamkeit zunächst dem imposanten Stollenportal gelten, dieses im altdeutschen Baustil gehaltene Bauwerk, mit den achteckigen Sandsteinsäulen und den Zinnentürmen als Abschluss, umschließt das Mundloch.
    Beim Lesen der Stollenakten wurde nachvollziehbar, wie leidenschaftlich die Gestalter des Portals an diesem gearbeitet haben. Federführend in der Planung war der Maschinenmeister Völker aus Zellerfeld . Geplant war, das Portal im griechischen Baustil zu errichten, jedoch sprach der Blick in Richtung Harz nicht für diese Stilart. Das vor uns stehende Portal wurde in den Jahren 1863/64, so wie es hier zu sehen ist, errichtet. Die 8-kantigen Prismenkörper wurden durch den Amtsmauermeister Fr. Schlüter aus Lutter am Barenberg angeliefert, womit feststehen dürfte, dass das Material aus den Sandsteinbrüchen im Raum Lutter am Barenberg stammt. Die Erstellung des Portals hat der Maurermeister August Heisecke aus Teichhütte ausgeführt, der auch die erforderliche Bruchsteinmauerung aus der Umgebung zu liefern hatte. Die Schrifttafel, die historische Stollenbezeichnung und die Königlichen Namenszüge mit der Krone, die beiden letzteren aus Bronze, wurden in der Königshütte zu Lauterberg angefertigt. Das Gelände um das Stollenmundloch wurde so gestaltet, dass niedrige Bäume, größere Rasenflächen und wilde Rosenstöcke das Umfeld bestimmten. In der Mitte der größeren Rasenfläche war ein Blumenbeet. Neben dem Portal waren Blumenbeete mit blühenden Blumensträuchern, die, so sagen es die Akten aus, ständig blühen sollten. (Gittelder Persönlichkeiten, die im Zusammenhang mit dem Stollenbau in den Akten aufgeführt werden. (siehe Anlage 4).
    Alles zusammen genommen strahlt das Portal eine besondere Note aus. Im Vergleich zu anderen Stollenmundlöchern, in anderen Bergbauregionen, nimmt dieses Mundlochportal schon eine Sonderstellung ein, worauf die Gemeinde Gittelde sehr stolz sein kann.

    Der Stollenbau zwischen Mundloch und der Grube Hülfe Gottes
    Wenden wir uns nun dem Stollen zu, der an dieser Stelle am 09. August 1853 angeschlagen wurde, besser gesagt, der unter schwersten bergmännischen Bedingungen in Angriff genommen wurde, denn nach einer geognostischen Karte war Alluvialbildung am Ansatzpunkt vorhanden, d. h. eine größere Lockergesteinsschicht war zu durchfahren, die zu durchfahren nur durch Getriebearbeit möglich war. Der durch die Getriebearbeit geschaffene Hohlraum wurde etwas zeitversetzt sofort mit Bruchsteinen ausgemauert. Erforderlich war die Getriebezimmerung nur auf den ersten Stollenmetern. Für jedermann ist von der Stollenpforte aus die Bruchsteinmauerung gut zu erkennen. Erst nach 280 Lachter (ca. 538m) Stollenauffahrung wurde festes Gestein angetroffen, Sprengarbeit war bis dahin nicht erforderlich gewesen, mit Spitzhammer und Rodehaue konnte der Vortrieb erfolgen.
    Aus einer im Februar 1858 erstellten Skizze (Bild 3), zu der auch eine mehrseitige Beschreibung vorliegt, werden die durchörterten Gesteinspartien von drei verschiedenen geologischen Formationen auf ca. 820m Stollenlänge ausgewiesen, wie Quartär, Zechstein und Kulm. Die vorliegende Skizze über den geologischen Aufbau im Anfangsstollenbereich dürfte ein Unikat sein, denn dieses Schaufenster der Gesteinsabfolge musste aus standsicherheitlichen Gründen unmittelbar nach der Offenlegung wieder verschlossen werden. Nicht uninteressant dürfte sein, dass das der Zechsteinformation zugehörige mansfelder Kupferschieferflöz im Stollen durchörtert wurde. Metallgehalte wurden im Kupferschieferflöz nicht festgestellt, welches durch eine durchgeführte Analyse festgestellt wurde.

    Der Ernst August Stollen bei "Geopark" Landmarke 1
    Siehe auch : Ernst August Stollen - Ansatzpunkte und: Ernst August Stollen - Geologisches Profil